Taiwan 2024

Zum Abschluss unserer Weltreise wagten wir uns nochmals in eine komplett andere Kultur. Geplant war dies lange nicht, bis wir in Nepal mit einer Taiwanesin über ihr Heimatland sprachen und sie uns in wenigen Minuten überzeugen konnte. Von den Philippinen aus war es nur ein kurzer Flug in den Süden der Insel nach Kaohsiung. Bei der Lotterie nach der Einreise gewannen wir leider nichts, so mussten wir uns die Easycard kaufen, um mit dem ÖV in die Innenstadt zu gelangen.

Kaohsiung
In der zweitgrössten Stadt der Insel setzten wir mit der Fähre auf die Halbinsel Cijin über. Hier existieren riesige Strände, an denen aber niemand badet.


Wohl wegen des starken Windes, denn die Leute sind eher mit den Kites und Surfbrettern unterwegs. Wir aber besuchten die Rainbow Church, eine Regenbogenformation, die weniger an eine Kirche als an Kunst erinnerte.


Auch nebenan vollbrachte ein Künstler eine riesige Skulptur einer Meeresmuschel. Wir schlenderten der Strasse entlang vorbei an Tempeln mit wunderschönen Verzierungen.


Danach ging es hoch zum von den Engländern gebauten Leuchtturm.


Von oben hatten wir eine gute Aussicht über die Stadt mit den vielen Wolkenkratzern wie dem Tuntex Sky Tower als auch den Hafen.


Dieser wurde 1863 nach der Qing Dynastie eröffnet für den internationalen Handel, weshalb die Briten den Leuchtturm bauten. Nebenan besuchten wir das Cihou Fort, das über der Halbinsel prangert und von dem aus gegen die Japaner gekämpft wurde.
Zurück auf dem Festland spazierten wir durchs Kunst- und Kulturviertel „Pier-2“.


Dieses liegt inmitten von farbigen Häusern.


Wir zwei Kulturbanausen bestaunten die künstlerischen Figuren, konnten damit aber nicht soviel anfangen wie andere Kulturinteressierte.


Schön anzuschauen war es dennoch überall, denn sogar U-Bahn-Stationen sind schön designt wie z.B. der Dome of Light.


Am Liouhe Tourist Night Market probierten wir verschiedenste Spezialitäten wie der taiwanesische Hot Dog bestehend aus Wurst und zusammengepresstem Reis.


Wir spazierten um den Lotus-Teich, der von kleinen Tempeln am Wasser geziert wird. Mehrere Pavillons wurden aufs Wasser hinausgebaut und sind über einen Steg zugänglich.


So auch einige Statuen mit Wunschbäumen, an denen man seine Wünsche aufhängen kann.


Die berühmte Tiger-Dachen-Pagode war gerade in Renovation, sodass uns nebenan die moderne Wakeboardanlage auf dem See anzog und wir den Sportlern bei ihren Kunststücken zuschauten.
Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir zum Fo Guang Shan Kloster, das leicht ausserhalb vom Zentrum liegt. Es beherbergt den grössten buddhistischen Tempel und Buddha in Taiwan.


Die 36m hohe Statue aus 1’800 Tonnen Kupfer wird von vier Pagoden im indischen Stil flankiert. In den Pagoden konnten wir einen Wunsch platzieren und haben eine Sutra-Kalligrafie durchgeführt, in der wir einen Spruch auf chinesisch aufgeschrieben haben. Im riesigen Sockel des Buddhas lernten wir im Museum einiges über die Seidenstrasse und im 3D-Kino über Buddha.


Im Buddha-Shrine platzierten wir erneut einen Wunsch und fragten Buddha um Rat. Die Allee vor dem Buddha wird von acht riesigen Pagoden geziert, wobei jede eine andere Funktion aufweist - in einer kann man sogar heiraten.


Hierfür trugen die einheimischen Frauen früher traditionell rot, wobei sich viele Junge vom Westen beeinflussen lassen und für weiss entscheiden. Dieses Kloster ist der Hauptsitz des Fo Guang Shan Ordens, der weltweit in 173 Ländern tätig ist, darunter auch in Gelfingen (LU) in der Schweiz. Nach diesem buddhistischen Exkurs ging es mit dem Zug weiter nach Tainan.

Tainan
Die älteste Stadt Taiwans ist zugleich auch die Kulturhauptstadt mit vielen taoistischen Tempeln.


Wir bestaunten die reichlich bedeckten Gabentische und lernten viel über den Taoismus - auch dank der sehr lieben Taiwanesen, die uns alles erklärten.


Beim grossen Mazu Tempel fragten auch wir den chinesischen Gott Mazu, den Gott des Meeres, um Rat. Entweder kann man eine konkrete Frage stellen, danach zwei Holzklötzchen auf den Boden werfen und schauen, ob die Antwort ja oder nein ist.


Alternativ kann man ein Stäbchen mit einer Nummer ziehen, den Mazu fragen ob es die korrekte Nummer ist und wenn ja, die entsprechende Karte ziehen, auf der die Zukunft steht. Auch gelbe "Geld-Zettel" können gekauft und beim Ausgang verbrannt werden, wodurch das Geld über den Rauch zu den Göttern in den Himmel hochsteigt.


Der bekannteste Tempel der Stadt, der Konfuzius Tempel, ist anders als viele andere Tempel ganz schlicht und einfach gehalten ohne Verschnörkelung innen und aussen.


Rund um den Haupttempel liegt eine alte Schule, denn der Tempel war früher ein Zentrum für Bildung, in dem alle Menschen unabhönhig von ihrem Hintergrund lehren durften. Bei der Pagode nebenan, die dem Gott für Bildung gewidmet wurde, beten heute noch Studenten zum Gebet für gute Prüfungen.


Das Fort Provintia vis-à-vis, eine von den Holländern während ihrer Kolonialzeit erbauten Festung, war bei Nacht besonders hübsch anzusehen.


Auch viele weitere Tempel entzückten in der Nacht noch mehr als tags durch.


Beim Schlendern durch den Markt entdeckten wir, dass sogar lebendige Frösche gekauft werden können.


Nachdem wir durch die fotogene Shennong Strasse geschlendert waren, fuhren wir in den Stadtteil Anping, der etwas ausserhalb vom Zentrum liegt. Hier kamen ab 1860 viele ausländische (v.a. europäische) Händler an und eröffneten Handels- und Warenhäuser. Darin wurde auch Salz gelagert, das immer noch auf Terrassenfeldern geerntet wird. Taiwan ist bis heute eine bedeutende Handelsinsel, von der viele Elektronikartikel den Weg auch in die Schweiz finden. Als eines dieser ehemaligen Warenhäuser leerstand, wuchs ein riesiger Baum darüber, der heute das Anping Tree House bildet. Der riesige Banyan Baum spendet zwar viel Schatten, breitet sich aber auch aggressiv aus und schlägt vielerorts Wurzeln.


Dies lässt an Angkor Wat in Kambodscha erinnern. Wir bestaunten das natürliche Kunstwerk von der begehbaren Sky Bridge aus und versuchten uns erneut in der chinesischen Kalligrafie.


Nebenan besuchten wir das Fort, das während der niederländischen Besetzung im 17. Jh. als Fort Zeelandia erbaut wurde. Später hat China Taiwan in Besitz genommen und die Festung wurde in Anping Fort umbenannt, bevor die Japaner Taiwan Ende 19. Jh. besetzten.


Aus dem Observationsturm hatten wir eine gute Sicht aufs Meer, den Hafen und die Stadt. Von den ursprünglichen Mauern sind nur noch ein paar wenige Bruchstück vorhanden.


In einem weiteren Mazu Tempel nebenan wurden die neu gekauften Autos der Taiwanesen für gutes Glück gesegnet. Dieser und alle weiteren Tempel haben jeweils nur eine Pagode oben in der Mitte drauf, wenn auch noble Leute hier beten. Nach diesem kulturellen Exkurs fuhren wir mit dem Langstreckenbus weiter nach Taichung und stiegen dort um, um ins Gebirge zum Sonne Mond See zu gelangen.
 
Sonne-Mond-See 
Der grösster See Taiwans erhielt seinen Namen wegen der Ufer, die im Osten wie eine Sonne und im Westen wie eine Mondsichel aussehen. Hier auf über 700m herrschte wieder milderes Klima, sodass wir uns wieder etwas sportlich betätigen konnten. Wir mieteten zwei Fahrräder und starteten unsere 30km Radtour um den See.


Mit den über 2'000m hohen Bergen rund um den See fühlten wir uns landschaftlich wie in der Schweiz, auch weil die Strecke immer hoch und runter führte. Beim Wenwu Tempel legten wir einen ersten Halt ein. Dieser war einer der schönsten daoistischen Tempel, die wir sahen.


Nicht nur wegen der vielen Verzierungen, sondern auch wegen der Farbenpracht, wobei die Farbe rot vieles dominierte. Jede der drei Tempelhallen wurde einem anderen Gott gewidmet.


Zuoberst auf dem höchsten Tempel stiegen wir auf eine Aussichtsplattform hoch, von den wir einen guten Ausblick über den See erhielten.


Wegen des gebauten Staudammes und des Wasserpegelanstiegs wurde der Tempel in früheren Jahren versetzt. Wir radelten unter der modernen Gondelbahn hindurch zum buddhistischen Xuanzang-Tempel.


Von dort stiegen wir hoch zur 12-stöckigen Ci-en Pagode.


In der Pagode nahmen wir die Wendeltreppen hoch zur Pagodenspitze.


Diese wurde so gebaut, dass sie genau 1‘000 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Oben angekommen eröffnete sich eine grandiose Aussicht über den gesamten See mit seinem schön grün-schimmerndem Wasser.


Unsere Fahrt zurück nach Shuishe führte über den Staudamm, über dessen Wasserkraftwerk bis 1960 der gesamte Strombedarf der Insel gedeckt werden konnte. Der Bus führte uns wieder runter ins Tal nach Taichung.
 
Taichung
Bereits die Bahnhofsgegend beeindruckte uns mit schöner Kunst.


Nebenan fühlten wir uns im Miyahara Delikatessenladen wie bei Harry Potter.


Auch bei dessen berühmtem Glacéstand schlugen wir zu. Bei der riesigen Auswahl von nur schon zehn verschiedenen Schokoladengeschmäcker mit unterschiedlichem Kakaogehalt und Kakao aus verschiedensten Ländern fiel uns die Auswahl alles andere als leicht.


Wir statteten der wohl berühmtesten Sehenswürdigkeit der Stadt einen Besuch ab, dem Rainbow Village.


Die ehemalige Militärsiedlung für Soldaten ist heute ein Kunstdenkmal, weil ein ehemaliger Soldat die kleinen Häuschen mit verschiedensten Farben anmalte.


Im Museum der Illusionen prüften wir, ob unser Gehirn nach fast einem Jahr Reise noch arbeitstauglich ist. Wir brauchten den Kopf für einige Rätsel und Knobbelspiele.


Bei den optischen Illusionen liessen sich unsere Augen aber einige Male täuschen.


Dank unterschiedlichsten Perspektiven sind lustige Fotos entstanden.


Danach ging es mit dem Hochgeschwindigkeitszug mit 300 kmh weiter in die Hauptstadt nach Taipei.


Taipei Stadt 
Wir liessen uns im Touristenviertel Ximending nieder, in dem eine riesige Fussgängerzone besteht.


Darin liegt auch das Red House, das erste Marktgebäude Taiwans, das später als Theater Verwendung fand. Gebaut während der japanischen Kolonialzeit und aus roten Ziegelsteinen erinnert es eher an England.


Wir schlenderten durch die Gassen und die schön restaurierte Bo-Pi-Liao-Strasse, die ein Überbleibsel aus der Qing-Dynastie ist.


Auch der Longshan Tempel beeindruckte uns speziell im Dunkeln mit seiner Beleuchtung.


Für jeden Gott besteht im Tempel drin ein eigener Gabentisch, die reichlich mit Speisen für einige Tage gefüllt sind. Immer wieder staunten wir ob der Dimensionen - so auch bei den riesigen Graffitis an einer Strassenecke.


Der 228 Gedächtnispark wurde erbaut, um den tausenden Zivilisten zu gedenken, die während eines Aufstandes am 28. Feb. 1947 (2/28 in der taiwanesischen Schriftweise) getötet wurden. Unweit davon betraten wir durch das 30m hohe und 80m breite Eingangstor den Demokratie-Platz.


Links und rechts davon prangen zwei gigantische Konzert- und Theaterhallen.


Am anderen Ende des Platzes betraten wir die Gedächtnishalle, die zum Gedenken an Chiang Kai-Shek, einen ehemaligen chinesischen Präsidenten, erbaut wurde.


Pünktlich zur vollen Stunde marschierte die Wachpatrouille vorbei und führte ihre Künste (v.a. Gewehrakrobatik) auf.


In Downtown bestaunten wir den 508m hohen Wolkenkratzer Taipei 101. Dieser erhielt seinen Namen, weil er 101 Stockwerke zählt.


Er hatte während mehrerer Jahre den schnellsten Lift der Welt (60kmh) und war das höchste Gebäude der Welt, bis er vom derzeit höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, abgelöst wurde. Weil Taiwan eine der aktivsten Erdbebenregionen der Welt ist, befindet sich in den obersten Stockwerken eine riesige Stahlkugel, die mit Dämpfungselementen den Schwankungen des Gebäudes während eines Erdbebens entgegenwirkt.


Nebenan stapften wir die 540 Treppenstufen auf den Elephant Mountain hoch, der seinen Namen wegen der Ähnlichkeit mit einem Elefant erhielt. Diese konnten wir nicht nachvollziehen, hatten aber einen super Ausblick auf die Wolkenkratzer der Stadt.


Ein Highlight der Stadt waren die verschiedenen Nachtmärkte, auf denen wir ganz unterschiedliche Spezialitäten ausprobieren konnten. Auf dem Guangzhou Street Night Market, unserem Favorit in Taipei, stopften wir unsere Mägen mehrfach mit leckeren Duplings voll und schlugen bei chinesischen Scallion Pancakes und Ufo-Cakes (wheel cake) zu.


Auf dem Raohe Night Market probierten wir chinesische Roujiamo Burger und taiwanesische Pork Pepper Buns.


Auf dem wohl grössten und bekanntesten Nightmarket der Insel, dem Shilin Night Market, kosteten wir Riesenschnitzel und Erdnuss mit Glacé im Wrap.
 
Taipei Umgebung
Mit dem Bus fuhren wir aus der Stadt hinaus nach Yehliu in den Geopark, um die einzigartigen Gesteinsformationen zu besuchen.


Diese liegen direkt am Meer auf einer Halbinsel verteilt und waren durch Erosion entstanden.


Verschiedenste Formen sehen mit etwas Fantasie aus wie Vogelnester, Walflossen, Pilze oder Köpfe von Königinnen.


Ebenfalls per Bus machten wir uns auf in den Yangmingshan Nationalpark, den ältesten Nationalpark der Insel. Bereits beim Ausstieg in Xiaoyoukeng kroch uns der Geruch von faulen Eiern in die Nase. Der Grund waren die Fumarolen nebenan, aus denen der heisse Schwefeldampf hochsteigt und sich gelbe Ablagerungen am Rande der Löcher bildeten.


20km unter der Erdoberfläche liegt eine Magmakammer, die das Grundwasser erhitzt, das als Dampf aus den Fumarolen an der Erdoberfläche steigt. Diese Magmakammer ist auch der Grund für die vielen heissen Quellen im Gebiet. Die Gegend wurde vor rund 2.5 Mio. Jahren geformt und im Park liegen über 20 erloschene Vulkane. Wir wanderten durch den Bambuswald los auf den höchsten dieser Vulkane, den Qixing auf 1100m.


Oben angekommen sahen wir über die Grossstadt Taipei und auf die umliegenden grünen Bergspitzen.


Auf der anderen Seite ging es wieder runter nach Lengshuikeng zu der heissen Quelle, in der wir unsere Füsse badeten.


Per Bus ging es wieder runter ins Tal nach Beitou, wo wir im Sulfur Valley die weisse Schwefelquelle entdeckten. Von Ende 17. Jh. bis Ende 20. Jh. wurde in der Mine intensiver Schwefelabbau betrieben. Etwas weiter unten im Beitou Thermal Valley bestaunten wir eine grüne Schwefelquelle, die nur in Taiwan und Japan existieren.


Über dem grünen See schwebte der heisse Wasserdampf hinweg und sah wie Nebel aus. Das Wasser soll eine heilende Wirkung haben und so kommt es, dass zahlreiche Thermalbäder rundherum gebaut wurden.


Im Beitou Museum lernten wir, dass dieses im japanischen Stil erbaute Gebäude einst das grösste Bad in Ostasien war. Uns erinnerte das ehemaliges Bad eher an die Tamina Therme.


Ende 19. Jh. eröffneten die Japaner während der Besetzung das erste Hot Spring Hotel, das früher nur für Reiche Leute erschwinglich war. Heute noch wird in den traditionellen, teuren Hotels nackt und geschlechtergetrennt gebadet wie in den Onsen in Japan. Uns war aber auch das öffentliche Thermalbad zu warm im Hochsommer.
Wir fuhren mit dem Bus nach Jinguashi zum „goldigen" Wasserfall. Er erhielt seinen Namen, weil er über gold-braunes Gestein herabfällt.


Jinguashi wurde durchs Goldschürfen berühmt und wir tauchten im Goldmuseum in die Goldgräbergeschichte ein. Der Goldrausch begann Ende 19. Jh. mit grossen Schürfungen. Während der japanischen Besetzung im 2. WK mussten über 1‘000 britische Kriegsgefangene in der Mine unter menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten.


Nachdem die Schürfmengen abnahmen und die Mine 1971 stillgelegt wurde, wurde auf eine Gold- und Kupfer-Schmelzanlage gesetzt. Als der Kupferpreis einsank, wurde auch diese aufgegeben und bis heute steht die riesige, verfallene Anlage im Hang. Durchschnittlich wurden 0.5 kg Gold pro Tonne Gestein geschürft, zu Spitzenzeiten gar 10 kg pro Tonne, was weltweit ein sehr hoher Wert ist. Viele Leute wurden reich, denn eigentlich waren "nur" 4 gr pro Tonne notwendig für die Rentabilität der Mine.


Insgesamt wurden fast 100 Tonnen Gold in der Mine abgebaut, was in Asien der höchste Wert ist, weltweit aber nur sehr gering im Vergleich. Dafür steht ein 220kg schwerer Goldbarren aus reinem Gold im Museum, der früher der grösste der Welt war. Obwohl er einen Wert von über Fr. 15 Mio. aufweist, ist er rein optisch gar nicht so gut gesichert und jeder darf ihn anfassen.


Vielleicht ist dies in Taiwan auch nicht zwingend nötig, da sowieso vieles überwacht ist.
Noch mehr als Gold wurde in dieser Mine Silber und Kupfer abgebaut und daraus Münzen für verschiedenste Länder gestanzt, wie wir dies in Bolivien bereits gelernt hatten. Der Boden ist reich an verschiedensten Mineralien und farbigen Gesteinen, die für die Herstellung von hochwertiger Farbe verwendet werden. Viele Rohstoffe sind auch in unseren Smartphones verbaut, von denen eine Vielzahl auf der Insel produziert wird.


Vor dem Stollen bestaunten wir die alten, verfallenen Maschinen, mit denen Frischluft in die Mine gepumpt wurde. Dann setzten auch wir uns einen Helm auf und stapften in die Mine rein.


Vom 600km langen Tunnelsystem (zum Vergleich: Taiwan ist knapp 400km lang und 150km breit), das sich bis 130m unter den Meeresspiegel zieht, ist nur ein winziger Teil für die Öffentlichkeit zugänglich. Was wir in Bolivien noch live sahen, ist hier realitätsgetreu nachgestellt.


Löcher wurden gebohrt, um mit Sprengstoff gefüllt zu werden und die Arbeiter waren in drei Schichten rund um die Uhr in der Mine tätig. Die morschen, originalen Holzbalken im Stollen werden zum Glück von einem neuen Metallgerüst gestützt. Als die Holzbalken früher zu knacksen begannen, hiess es für die Arbeiter in der Mine nichts Gutes...


Wieder draussen an der frischen Luft wanderten wir ein Stück hoch, als bald schon die erste giftgrüne Schlange über den Weg vor unseren Füssen huschte.


Wir liessen uns nicht beirren und wanderten am Pavillon vorbei hoch zum Teapot Mountain.


Dieser erhielt seinen Namen, weil er von unten aussieht wie eine Teekanne. Am Seil zogen wir uns hoch auf den steilen Felsen, von dem wir einen super Ausblick ins Tal hinunter hatten.


Pünktlich zum Sonnenuntergang zogen wir weiter ins Dorf Jiufen nebenan.


Dort fühlten wir uns wie im Zermatt von Taiwan, denn die von Touristen überflutete Old Street wird praktisch nur von Souvenirshops geziert.


Alle wollen ein Foto vom berühmten A-Mei Teehaus.


Mit dem Zug fuhren wir weiter nach Pingxi und kletterten dort die fast senkrechte Felswand auf den Xiaozi Berg hoch. Zum Glück gab es Tritte im Fels und ein Seil, um sich daran zu halten.


Ähnlich steil war der Weg auch auf den Mount Cimu und Mount Putuo nebenan. Diese drei Berge erinnerten eher an einen Klettersteig und es gibt wohl auch einen guten Grund für die buddhistischen Figuren auf dem Gipfel.


Im Dorf nebenan, in Shifen, schlenderten wir durch die alten Gassen, durch die der Zug mittendurch fährt.


Auf den Geleisen liessen viele Einheimische die nicht sehr umweltfreundlichen Plastiklaternen steigen für Glück in einem bestimmten Lebensabschnitt.


Wir aber spazierten mit allen anderen Touristen zum berühmten Wasserfall, dem breitesten in Taiwan.


Von dort wanderten wir weiter zu den beiden Wasserfällen Pipa Cave und Motian. Leider hatten diese nicht ganz soviel Wasser, da es die letzten Tage trocken war. Vor dem Bau der Zuglinie war dieser Weg die Hauptverkehrsachse durch das Tal. Über eine Hängebrücke gelangten wir zum letzten Wasserfalls, dem zweistufigen Hegu.


Mit dem Zug fuhren wir nach Fulong, wo jeden Sommer das internationale Sandburgen-Festival stattfindet. Wir bestaunten die rund 50 riesigen Sandburgen, die trotz starkem Wind in erstaunlich gutem Zustand waren.


Neben am Strand zogen wir den letzten Badetag unserer Reise ein und staunten über die knappe Männerbademode, die jener der brasilianischen Frauen gleichkommt.


Nach einem Jahr und zwei Wochen Weltreise war diese zu Ende und es ging wieder auf unbestimmte Zeit zurück in die Schweiz. Aber wer weiss, wann und wo das nächste Abenteuer auf uns wartet...


Fazit
Wir wussten nicht so genau, was uns in Taiwan erwartet und wie begeistert wir sein werden. Ist es wegen der kulturellen Nähe und politischen Vergangenheit eher wie in China oder komplett anders und eher wie in den südostasiatischen Ländern? Schnell merkten wir, dass es anders ist als alle anderen asiatischen Länder und doch von allen ein bisschen etwas hat, meist nur das Positive. Bis auf ein paar mürrische Busfahrer waren alle Einheimischen sehr lieb - vielleicht sogar die liebsten Leute auf unserer Weltreise. Sie waren überhaupt nicht aufdringlich sondern eher zurückhaltend wie in Japan - oder wie wir in der Schweiz. Alle waren sehr freundlich, höflich und gesittet, was sich z.B. beim geordneten Anstehen für den Bus oder die U-Bahn zeigte. Wir wurden nie von einem Verkäufer angesprochen, sondern nur von hilfsbereiten Einheimischen gefragt, ob sie uns helfen oder etwas erklären können. Dies war mehrfach bei den Tempeln der Fall, als sie uns halfen, die Kultur und Religion zu verstehen. Teils wurden wir sogar mit Getränken beschenkt oder in der Bäckerei mit einem riesigen Brot, als wir die Deko kaufen wollten. Bzgl. Religion sind je ein Drittel Buddhisten und Taoisten. Der restliche Drittel ist gemischt, wobei Atheisten den grössten Teil ausmachen. Christen gibt es weniger als 4%, aber wir haben dennoch überall auf der Insel viele Kirchen gesehen.


Taiwan kann auch als "Land des Glücksspiels" bezeichnet werden. An jeder Ecke und in jedem Shoppingcenter existieren riesige Casino-ähnliche Spielzentren mit Automaten für alle Alterskategorien, an denen man alle möglichen erdenklichen Preise gewinnen kann - von Plüschtieren in allen Variationen über Süssigkeiten bis hin zu Haushaltartikeln.


Hätten wir gezählt, wären es wohl mehr als in der Casino-Hauptstadt Las Vegas. Um wirklich erfolgreich zu sein, braucht es nebst einigem finanziellen Einsatz und Glück auch ganz viel Knowhow, wie man die Artikel am besten aus den Automaten kriegt und das Gespühr, an welchen Automaten man spielen sollte. Fast so viel wie Glückspielautomaten gibt es 7-Eleven oder Family Mart Shops auf der Insel. Auch diese stehen an jeder Ecke und sogar dort erhielten wir wegen Glücksspielen an der Kasse regelmässig Rabatt.
Allgemein ist Taiwan ein Shoppingparadies, wenn man neue Kleider benötigt. Vieles ist Made in Taiwan, auch viele Elektronikartikel. Trotzdem sind diese gleich teuer wie bei uns in der Schweiz, egal ob Handyhüllen, Kopfhörer oder Rasierapparate. Dafür muss man im ganzen Land nie über die Preise verhandeln, was uns auch sympathisch war. In Taipei am Bahnhof existieren riesige unterirdische Shoppingzentren, die miteinander verbunden sind.
Im öffentlichen Bereich existieren im ganzen Land überall kostenlose Toiletten und Wassernachfüllstationen - auch in den Hotels. Auch in anderen Bereichen ist Taiwan uns Europäern einige Schritte voraus. Auf den ersten Blick wirkten die Wechselstationen für Rollerakkus sehr futuristisch, wie auch die Regenschirme zum mieten und zurückgeben in jedem grösseren Shoppingcenter.


Die Fortbewegung ist auf der gesamten Insel dank der EasyCard ganz einfach. Nachdem man die Debitkarte mit Bargeld aufgeladen hat, kann man per Tap&Ride&Tap praktisch in alle öffentlichen Verkehrsmittel einsteigen. Topmoderne U-Bahnen fahren in Grossstädten wie Kaohsiung und Taipei fast im Minutentakt, während andere Grossstädte wie Tainan und Taichung ein gutes Bussystem aufweisen. Diese fahren aber meist nicht wie im Fahrplan zu bestimmten Zeiten, sondern wie sie wollen - entweder zu spät oder zu früh. Sogar die moderne Echtzeit-Anzeigetafel an der Bushaltestelle stimmte teil mit den effektiven Abfahrtszeiten überein, aber dank der Regelmässigkeiten musste man selten lange warten. Für die Fahrt zwischen den Städten gibt es die langsameren "local trains" und die schnelleren aber auch teureren "highspeed trains". Für letztere sind die komfortablen Langstreckenbusse eine gute und günstigere Alternative, die auf topmodernen Autobahnen schnell vorankamen.
Spezielle Regeln gibt es in Taiwan einige. Dazu zählt z.B. eine ominöse Box auf den Kreuzungen, die nur linksabbiegende Roller angedacht ist.


Beim Anstehen an den ÖV Haltestellen mussten wir uns daran gewöhnen, immer korrekt in die Warteschlange einzustehen, deren Position am Boden eingezeichnet ist. Der ÖV ist sehr günstig, für Fr. 1 kann man mit dem Bus oder der U-Bahn quer durch eine Grossstadt fahren. Insgesamt haben wir in den zwei Wochen weniger als Fr. 75.- p.P. für den ÖV (Zug, Bus, U-Bahn) ausgegeben inkl. einem teuren High Speed Zug. Allgemein war Taiwan nicht teurer als andere Reiseländer in Asien, weil praktisch alle Sehenswürdigkeiten kostenlos waren. Die Übernachtungen hingegen sind mit rund Fr. 20-25 (DZ pro Nacht) leicht teuer als in anderen asiatischen Ländern (Fr. 15). Nur am Wochenende jeweils von Sa. auf So. sind die meisten Zimmerpreise 4x so hoch wie unter der Woche. Fast alle Hotels wiesen einen guten europäischen Standard auf und einige boten sogar an, dass man kostenlos die Waschmaschine benutzen konnte. Bei der Buchung über die Allzweck-Buchungsplattform Klook waren wir teils gar günstiger als über booking.com trotz Genius Rabatt.
Auch das Essen ist in Taiwan sehr günstig, ab Fr. 2 bekommt man eine grosse Portion Dumplings. Generell ist viel chinesisches Essen wie Nudelsuppe und Hot Pot (chinesisches Variante von Fondue Chinoise) oder japanisches Essen wie Sushi und die gummigen Mochi Kugeln im Angebot.


Dennoch gibt es auch überall lokale Spezialitäten von der Insel wie den weltberühmten Bubble Tea (Schwarztee mit Gummibärchen), der jedoch Geschmacksache ist.


An die gebratenen Schlangen, Hühnerfüsse, Gänseköpfe und Stinky Tofu (ja es heisst wirklich so weil es so stinkt) haben wir uns nie rangewagt.


Dieses Angebot findet man auf vielen Nachtmärkten in jeder Stadt, wo wir meist gegessen haben. Zur Auswahl stand immer viel Fisch und Fleisch, wobei die Qualität nicht überall gut war. Nebst dem günstigeren Preis und der grossen Auwahl haben wir die Nachtmärkte den Restaurants vorgezogen, weil letzere in kleineren Ortschaften um 20 Uhr bereits schlossen. Dort mussten wir unser Nachtessen auch mal im 7-Eleven kaufen, was auch nicht zu verachten war bei der riesigen Auswahl an leckeren und preiswerten Fertigmenüs.
Der chinesische Einfluss ist nicht nur beim Essen ersichtlich, sondern vielerorts. China demonstriert seine Macht immer wieder in den Gewässern vor Taiwan, um seinen Anspruch auf die Insel anzumelden. Dennoch zählt Taiwan zu den sichersten "Ländern" Asiens. Wobei Taiwan offiziell kein eigenes Land ist, denn nur elf Länder auf der Welt anerkennen Taiwan als eigenen Statt. Die Schweiz wie auch viele Grossmächte erachten die Insel als „Provinz der Republik China“, obwohl Taiwan nie Teil der Volksrepublik China (ab 1949) war. Nur in der Zeit davor während der Qing-Dynastie von 1683 to 1895 gehörte die Insel zum "Reich der Mitte" und war danach bis Ende 2. WK 1945 eine japanische Kolonie. Vieles kam uns chinesisch vor, war aber parallel dazu auch in Englisch angeschrieben.
So konnten wir uns im letzten "Land" auf unserer Weltreise dennoch langsam wieder an das Leben in der Schweiz angewöhnen, damit uns zu Hause kein allzugrosser Schock trifft. Wir trafen auf der ganzen Insel einen europäischen Standard an - sei dies bezüglich Transport, Restaurants, Hotels oder auch Supermärkten. Dem hohen Standard sei auch Dank, dass beim jüngsten Erdbeben der Magnitude 7.5 im April 2024 nur wenige Gebäude beschädigt wurden. Aus diesem Grund waren auch gewisse Sehenswürdigkeiten wie die Taroko Schlucht im Osten der Insel gesperrt, weshalb es für uns keinen Grund mehr gab, an die weniger gut erschlossene Ostküste der Insel zu fahren. Dennoch haben wir in den zwei Wochen auf der Insel sehr vieles gesehen. Obwohl Taiwan flächenmässig leicht kleiner als die Schweiz ist, leben fast dreimal so viele Einwohner auf der Insel. Entsprechend gross sind die Städte und es gibt sehr viele Millionenstädte, vor allem an der Westküste. Ins Landesinnere ist es aber auch nicht weit, wo die Natur und viele 3'000m hohe Berge warten, für deren Besteigungen die Bedingungen nun in der Regenzeit aber nicht optimal waren, weshalb wir uns zu zurückhielten. Mitte Juli herrschte eigentlich die typische Regenzeit. Dies war wohl auch der Hauptgrund, weshalb wir nicht viele westliche Touristen antrafen. Tagsüber war es bei 35 Grad schwül heiss bei meist blauem Himmel und Sonnenschein, bis am Nachmittag der Starkregen für 1-2h einsetzte.


Danach klarte es wieder auf und war auch in der Nacht nur knapp unter 30 Grad. Dieses typische Regenzeit-Wetter war aber nur die ersten paar Tage der Fall, danach regnete es erstaunlicherweise nie mehr, was wir als Ruhe vor dem Sturm deuteten. Und tatsächlich fegte keine drei Tage nach unserer Abreise der stärkste Tropensturm der letzten acht Jahre über die Insel hinweg und sorgte für Chaos, Zerstörung und Überflutung.

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