Ägypten 2023

Nachdem ich vor genau zehn Jahren für reine Badeferien in Hurghada war, sollte diesmal das Landesinnere auf dem Programm stehen. Um dem Osterverkehr am Freitag nicht in die Quere zu kommen, machten wir uns bereits tags zuvor in Richtung München auf. Da die Badetage in Hurghada erst am Ende unserer Reise anstanden, läuteten wir den zweiwöchigen Urlaub in der Therme Erding und deren Vital Oase ein. Voll entspannt flogen wir am Folgetag mit Egyptair nach Kairo.


Kairo & Gizeh

Nachdem wir das unkomplizierte „Visa on arrival“ gekauft hatten, buchten wir über die App Careem (analog Uber) einen Fahrer, der uns rund eine Stunde in das 50 Kilometer entfernte Gizeh fuhr - für nur gerade 13 Franken. Von der Dachterrasse unseres Hotels, welches sich unmittelbar neben dem Osteingang zu den Pyramiden befand, sahen wir kostenlos die allabendliche Sound- & Lightshow.



Nach einer erholsamen ersten Nacht, trotz Baulärm vom Hotel nebenan, starteten wir wieder auf der Dachterrasse mit Frühstück und bestem Blick auf die Pyramiden. Ein Careem-Fahrer brachte uns für diesen Tag in die Innenstadt Kairos.


Auf einem Hügel in der Innenstadt liegen gleich drei Sehenswürdigkeiten nebeneinander. Neben der Saladin Zitadelle liegt die markante Muhammad Ali Moschee.



Etwas kleiner und weniger pompös ist nebenan die Al Nasir Moschee, die wir beide von innen und aussen bestaunen konnten.



Auch dem Nationalen Militärmuseum statteten wir einen kurzen Besuch ab und genossen vom Hügel die Aussicht auf die Millionenstadt Kairo. Auf dem Spaziergang durch das Islamische Viertel passierten wir diverse weitere Moscheen, von denen wir noch die El Azhar Moschee besichtigten.



Gleich nebenan liegt der bekannteste Basar Ägyptens, der Khan el Khalili.



Wir drängten uns durch die überfüllten Gassen und bahnten uns einen Weg hoch zur Al Hakim Moschee. Hier lernten wir auf belehrende Art & Weise, wie wichtig es ist, die Schuhe erst neben dem Gebetsteppich wieder anzuziehen, auch wenn dieser bis nach draussen führt. Mit der relativ neuen U-Bahn umgingen wir das Verkehrschaos und fuhren für unschlagbare CHF 0.20 aus der Stadt raus nach Giza. Da uns am Busbahnhof niemand sagen konnte, welcher Bus in Richtung Pyramiden fährt, nahmen wir ein Tuktuk. Nach minutenlangem Basteln und Kurzschliessen der Zündung raste unser Fahrer mit uns durch den Abendverkehr und brach wohl alle möglichen Gesetze der westlichen Strassenordnung. Heil angekommen teilten wir uns zu zweit ein ägyptisches Nachtessen und mussten wegen riesiger Portionen immer noch einen Teil stehen lassen.


Das einzige noch erhaltene der sieben antiken Weltwunder stand tags drauf auf dem Programm. Morgens liefen wir zur grössten und weltweit höchsten Pyramide.



Nach etwas Schlange stehen durften auch wir mit unzähligen anderen Touristen in die Cheops Pyramide rein und den engen Gang zur Grabkammer hochkriechen.



Wir stapften über den Sand der unwesentlich kleineren Chefren Pyramide entlang zur Mykerinos Pyramide und dahinter zu einem etwas höheren Aussichtspunkt.



Den Rückweg liefen wir entgegen der Touristen, welche die kommerziellen Bus- und Kameltouren buchten, und stoppten lieber an einsamen Plätzen wie dem Helikopterlandeplatz, um die Bauwerke zu bestaunen. Natürlich durfte auch ein Foto mit der Sphinx nicht fehlen, bevor wir uns am Abend zwei leckere Holzofenpizzas beim echten Italiener gönnten.



White & Black Desert

350 Kilometer resp. knappe 5 Fahrstunden von Gizeh entfernt liegt Baharija. Die immergrüne Oase liegt 17 Meter unter dem Meeresspiegel und hat unterirdische Quellen, aus denen von 600 Meter unter der Erde lauwarmes Wasser resp. 1’200 Meter durch Magma erhitztes heisses Wasser permanent hochströmt.



Nachdem wir die Füsse dort drin gebadet hatten, fuhren wir - alles mit einer organisierten Tour - weiter südlich in die schwarze Wüste, die ihren Namen einem ehemaligen Vulkan und dessen Basaltgestein verdankt.



Weiter ging die Fahrt zum Kristallberg, bei dem wir glasklare Kristalle suchten und einige einsammelten. Eine grandiose Aussicht hatten wir im Al-Aqabat Tal.



Nach etwas Offroad-Abendteuer in unserem 4x4 die Sanddünen hoch und runter konnten wir diese selbst beim Sandboarding herunterrutschen.




Durch die alte Weisse Wüste kamen wir pünktlich zum Sonnenuntergang in die neue Weisse Wüste.



Diese ist wegen der weissen Gesteinsformationen bekannt, die wie ein Huhn, Pilz, Hase, Schildkröte etc. aussehen.



Auf dem Feuer wurde unser BBQ Chicken nach Beduinen-Art gegrillt und mit passendem Minztee dazu serviert. Unter dem wundervollem Sternenhimmel liessen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen und wurden nur kurz von einem kleinen Wüstenfuchs gestört.



Nach einer kühlen Nacht bei rund 7 Grad unter freiem Himmel und unter zwei dicken Kameldecken waren wir pünktlich zum Sonnenaufgang wieder auf.



Nach dem Frühstück besichtigten wir auf dem Rückweg noch einige weitere Kalkfelsen.



Wieder zurück in Baharija statteten wir dem alten Dorfkern einen Besuch ab. Die Fahrt führte weiter an den hier zahlreich wachsenden Dattelpalmen vorbei, zum Salzsee und weiter zum Pyramidenberg, bei dem wir einige Tierskelette entdeckten.



Auf dem English Mountain gab es pünktlich zum Sonnenuntergang und als „Ramadan-Frühstück“ Tee und Datteln sowie eine tolle Aussicht auf die darunterliegende Oase Baharija.



Nach einer Nacht im Wüstenhotel fuhren wir wieder zurück nach Gizeh und entspannten am Nachmittag im Hotelpool auf der Dachterrasse mit herrlichem Blick auf die Pyramiden.



Für die Weiterreise nach Assuan entschieden wir uns gegen den Nachtzug und für den kurzen Inlandflug.


Assuan

In der südlichsten Stadt Ägyptens angekommen fuhren wir direkt ins Nubian Village, um dort eine Nacht zu verbringen.



Die Nubier sind eine eigene Ethnie, die wegen des Baus des Staudamms weichen mussten. Dieser staut den heutigen Nasser See, den weltweit grössten künstlichen See.

Nach dem traditionellen nubischen Nachtessen bestaunten wir am Abend und am nächsten Morgen die farbigen Häuser mit den schönen Wandmalereien und schlenderten durch den Markt.



Am Mittag checkten wir auf dem Nile Plaza, unserem Nilkreuzfahrtschiff für die nächsten 4 Tage, ein. Die erste Tour führte über den alten Staudamm des Nasser Sees zum neuen Staudamm, dem Längsten der Welt. Hier erzeugen die Wasserkraftwerke rund 17% des nationalen Strombedarfs.

Wir stiegen auf ein Boot um, das uns auf die Insel mit dem Philae Tempel brachte.



Dieser Tempel und jener von Abu Simbel sind die einzigen beiden Tempel (von ursprünglich neun Tempeln), die vor dem Bau des Staudamms versetzt wurden und somit noch zugänglich sind. Die Zerteilung des Philae Tempels in über 37’000 Einzelteile und dessen Versetzung dauerten rund drei Jahre. Da Assuan für Gewürze bekannt ist, machten wir auf dem Rückweg noch Halt bei einem Gewürzladen und fuhren an der koptischen Kirche wieder zurück zum Schiff.


Abu Simbel

Am nächsten Morgen ging es um 4 Uhr in der Früh los. Nach 300 km Fahrt in Richtung Süden erreichten wir Abu Simbel, das keine 40 km vom Sudan entfernt liegt. Hier befindet sich der weltberühmte Tempel, der König Ramses II. für sich bauen liess. Besonders auffallend sind die vier Ramsesstatuen, die mit ihren 22 Metern Höhe aus einem Felsen herausragen.



Nebenan liegt der weniger bekannte Tempel, den er seiner geliebten Königin Nephertari widmete. An der Versetzung der beiden Tempel vor dem Bau des Nasser Staudamms waren rund 2‘000 Ingenieure aus der ganzen Welt während 4.5 Jahren beteiligt.


Auf dem Nil von Assuan nach Luxor

Zurück in Assuan startete die Fahrt auf dem längsten Fluss der Welt. Nach einem Sprung in den Pool auf dem Deck erreichten wir kurz vor Sonnenuntergang Kom Ombo. Mit unzähligen anderen Kreuzfahrtschiffen legten wir an und besichtigten den Doppeltempel für den Krokodilgott Sobek und Falkengott Horus.



Nach einem kurzen Stopp im Krokodilmuseum mit mumifizierten Krokodilen legten wir wieder ab und fuhren weiter nach Edfu.

Nach dem Frühstück stiegen wir auf die Kutsche um, die uns zum Edfu Tempel führte. Der Tempel des Horus Gottes ist der besterhaltene Tempel, bei dem zum Teil noch originale Farbreste ersichtlich sind. Hier wurde ersichtlich, dass bereits die Ägypter WLAN hatten und sich ab und zu vom McDonalds-Lieferservice bedienen liessen. 😉



Zurück auf dem Schiff fuhren wir weiter flussabwärts nach Luxor und genossen den ganzen Tag auf dem Deck mit Sonnenbaden. Nach drei Stunden in der Warteschlange durfte auch unser Schiff die Schleuse in Esna passieren. Diese Wartezeit wussten die schwimmenden Händler auszunutzen und beeindruckten mit Würfen ihrer Ware auf unser Deck.



Luxor

Um 4 Uhr hiess es wieder aufstehen, damit wir pünktlich zum Sonnenaufgang in unseren Korb für den Ballonflug steigen konnten.



Auf dem einstündigen Flug auf der Westseite des Nils flogen wir über die Sehenswürdigkeiten der ehemaligen Hauptstadt Theben - unter anderem den Hatshepsut Tempel, das Tal der Könige und Königinnen, den Tempel von Ramses III und die Memnonkolosse. Zurück am Boden sahen wir uns diese Sehenswürdigkeiten etwas genauer an. Im Tal der Könige (Zur Zeit sind 29 von 64 Gräbern 

öffentlich) besichtigten wir die drei farbigen Gräber von Ramses I, Ramses III und Ramses IV von innen und das Grab von Tutanchamun von aussen.



Weiter ging es zum riesigen Tempel der Königin Hatshepsut, bei dem wir die 300 Meter in der Hitze gerne mit dem Golfcart zurücklegten.



Nach einem kurzen Stopp bei einer Alabaster Steinmetz setzten wir auf die Ostseite über. Hier besichtigten wir den Luxor Tempel, der in der Römerzeit als Militärlager diente, als Kirche verwendet wurde und heutzutage für die oben drauf gebaute Moschee bekannt ist.



Die erst kürzlich wiedereröffnete knapp 3 Kilometer lange Sphinx Allee mit über 2‘000 Statuen führt direkt zum Karnak Tempel. Dieser ist der grösste Tempel und wurde unter Ramses III erbaut, wobei allein der Bau der 134 Säulen unglaubliche 36 Jahre dauerte.



Zurück auf dem Schiff holten wir unser Gepäck ab, checkten in Luxor für eine Nacht ein und fuhren tags drauf mit dem Go Bus weiter an die Ostküste in den berühmten Badeort Hurghada.


Hurghada

Südlich von Hurghada gönnten wir uns zum Abschluss einige Tage in einem All-Inclusive Hotel in der Makadi Bay, die vor allem wegen ihres schönen Hausriffs fürs Schnorcheln bekannt ist. Hier sichteten wir bereits vom Steg aus eine Seeschlange, Kugelfische, Blaupunktrochen, Flötenfische und Kraken.



Beim Schnorcheln sahen wir dann unter Wasser sogar paarende Kraken, kleinere Tintenfische (Sepien), Feuerfische, Papageienfische, Nemo & Dori sowie eine Muräne.



Fazit

In den zwei Wochen in Ägypten haben wir die Einheimischen als freundlich und nicht so aufdringlich empfunden, wie dies in vielen Reiseberichten und -führern geschrieben wird. Natürlich gibt es im ganzen Land eine sehr ausgeprägte „Bakschisch“ (=Trinkgeld) Kultur und viele Personen erfragen bei den Touristen um etwas Kleingeld. Dies ging bei den Pyramiden in Gizeh so weit, dass sogar die Touristenpolizei (!) Geld von uns wollte und uns nachgelaufen ist und uns angeschrien hat, da wir nichts gaben.

Gewünscht sind meist Euro, da die einheimische Währung in den letzten Jahren sehr stark an Wert verloren hat. Deshalb ist es auch üblich, dass grössere Beträge in Euro oder Dollar bezahlt werden.

Auch das Handeln ist wie in vielen arabischen Ländern stark ausgeprägt und von den erstmals angebotenen Preisen kann gut und gerne 70% abgeschlagen werden, um auf einen realistischen Preis zu gelangen. Dies zeigte sich sogar beim Kauf einer grossen Flasche Wasser, die je nach Ort zwischen CHF 0.20 bei einer U-Bahn Station und CHF 2.00 bei einer Touristenattraktion kostet.

Die Händler befinden sich vor den Touristenattraktionen zu Hunderten und bieten praktisch alles für einen US-Dollar an, von Wasser über Souvenirs und Zigaretten bis hin zu ganzen Kleidungsstücken. Viele der Händler sprechen nebst Englisch sogar fliessend Spanisch und Italienisch, da Spanier und Italiener im Landesinneren die grösste Touristengruppen ausmachen. In Hurghada stammen die meisten Touristen aus Russland und Deutschland. Die Temperaturen waren am Meer in Hurghada dank permanentem Wind mit gefühlten 25 Grad sehr angenehm. Im Landesinneren war es im Norden mit Temperaturen knapp unter 30 Grad ebenfalls angenehm, weiter im Süden mit über 30 Grad dank der trockenen Luft auch noch im grünen Bereich.

96% der Fläche Ägyptens ist Wüste, nur dem Nil entlang und an der Küste ist es etwas grün und besiedelt. Hier liegen auch die meistens Sehenswürdigkeiten, für die ein Studentenausweis von Vorteil ist, um 50% Ermässigung auf alle Eintritte zu erhalten.

Entgegen unserer Erwartungen war die Reise während des Ramadans überhaupt kein Problem, einzig die Speisen wurden etwas schlechter gewürzt und die Läden und Restaurants schlossen am Abend früher.

Nebst der mit Abstand schlechtesten Internetgeschwindigkeit aller bisher bereisten Länder haben wir so einige merkwürdige Dinge in Ägypten festgestellt. Die unzähligen nie fertiggebauten Häuser lassen sich mit den ausbleibenden Steuerabgaben erklären. Für die vielen Autos mit einem deutschen Kennzeichen hinter dem ägyptischen Nummernschild haben wir im ganzen Land keine plausible Erklärung erhalten.




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