Panama 2023

Der Rucksack mit 14kg Gepäck für die Weltreise war gepackt, es konnte losgehen. Doch am Check-in Schalter der Air France in Zürich kam das böse Erwachen: Mein wegen einem gestrichenen KLM-Flug umgebuchtes Ticket wurde am Vortag angeblich storniert und wird zurückerstattet. Da wir bereits 2020 (Island) und 2021 (Costa Rica) Probleme mit gestrichenen oder umgebuchten Flügen hatten, war ich mittlerweile relaxt. Nach knapp 2h diskutieren und telefonieren am Check-in buchte ich einen Ersatzflug, der mich keine 24 Stunden später über Paris nach Panama City bringen sollte. Nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ klappte es dann auch und nach der Visa-freien Einreise war ich schnell im ersten von unzähligen noch folgenden Uber-Taxis.


Panama City und Umgebung

„Oh, wie schön ist Panama“ wusste bereits Janosch und dem konnte ich nur zustimmen. Ich kam im wunderschönen Stadtteil Casco Viejo unter und erkundete von dort die Altstadt mit den schönen Kirchen, Pärken und Kolonialbauten.



Bei einem Spaziergang der Promenade entlang hat man eine gute Sicht auf die wartenden Containerschiffe vor dem Amador Causeway. Bei diesem mietete ich mir ein Velo und fuhr die Promenade entlang bis zur Isla Flamenco und zurück. Dabei genoss ich die herrliche Aussicht auf die gesamte Skyline von Panama City mit den vielen Wolkenkratzern (mehrheitlich Finanzinstitute) und auf der anderen Seite auf den Panamakanal.

Diesen bestaunt man am besten bei den Miraflores Schleusen, der Sehenswürdigkeit Nr. 1 in ganz Panama. Von der entsprechend vollen Besucherplattform aus kann man die grossen Schiffe bestaunen, die seit 1914 für heute durchschnittlich CHF 250‘000 eine Kanaldurchfahrt machen. Da der Gatun-See im Landesinneren 27m höher ist als das Meer, müssen die Schiffe auf den 80km Durchfahrt (ca. 10h) zweimal durch die Schleusen hoch und runter vor den Mündungen in den Pazifik und Atlantik.



Da die Schiffe immer grösser werden, wurden nebenan die noch grösseren Cocoli Schleusen erbaut (2007-2016), durch welche die Schiffe ebenfalls von bis zu acht Lokomotiven navigiert werden. Im Besucherzentrum und dem dazugehörigen IMAX Kino taucht man in einem eindrücklichen 4D-Film in die Geschichte ein und lernt, dass die Franzosen Panama wählten, weil es das schmalste Land des Kontinents ist, mit ihren Bauplänen in der Umsetzung aber scheiterten. Erst später kamen die Amerikaner mit einem Schleusensystem und dem parallelen Bau der Zugstrecke zum Erfolg.


Da der eher kleine Metropolitano Nationalpark direkt am Stadtrand liegt und von Autobahnen umgeben ist, startete ich ohne grosse Erwartungen, hier viele Tiere zu sehen. Diese wurden aber schnell übertroffen und ich erspähte nebst kleinen Kapuzineraffen auch viele grosse Brüllaffen mit Jungtieren sowie ganz viele schöne Vögel und Schmetterlinge. Beim Aussichtspunkt Cerro Cedro lichtete sich der Regenwald und liess ein herrlichen Blick auf die Stadt zu.



Auf dem Rückweg querten zwei Nasenbären meinen Weg und kurz später stand ein Aguti mitten auf dem Wanderweg. Hoch in den Bäumen entdeckte ich einen Tukan sowie zwei grüne Papageien. Kurz vor dem Ausgang huschte ein Gürteltier über den Weg, ob dessen Anwesenheit ich wohl fast mehr erschrocken bin als es selbst.

Auf der längeren Fahrt zum Soberania Nationalpark gab es vom inDrive Fahrer noch etwas Spanischunterricht und von mir dann ein kleines Trinkgeld als Dankeschön. Auf dem Wanderweg „Pipeline Road“ huschten schnell wieder die ersten Agutis und Frösche über den Weg resp. die Brüllaffen über meinen Kopf.



Als mir ein Einheimischer sagte, er möchte nicht alleine weiterlaufen, weil kurz zuvor entgegenkommende Touristen einen kleinen Jaguar erblickten, dachte ich zuerst an einen schlechten Scherz. Doch schon bald sahen wir das Schild, das vor der grossen Raubkatze warnte und waren froh, nicht alleine unterwegs zu sein. Das Highlight war dann aber ein Faultier, das nach seinem Geschäft am Boden (nur 1x pro Woche) wieder in die Baumkrone hochkletterte. Gerade am Ende des Weges angekommen begann der Starkregen, der mich auf dem Rückweg permanent begleitete und mir so das wahre Gefühl eines Regenwaldes in der Regenzeit schenkte.

In Downtown bestaunte ich die hübsche Iglesia del Carmen und den F&F Tower, das Gebäude mit der wohl speziellsten Form in Panama.



Am Punta Paitilla nahm ich dann den Lift in den 66. Stock, um von der „Panaviera“ Rooftopbar die geniale Aussicht auf die Skyline und den Sonnenuntergang zu geniessen.



Bocas del Toro

Der zweite Stopp meiner Reise lag auf der anderen Seite des Landes und auch am anderen Meer. Um dorthin zu gelangen, stieg ich am Albrook Flughafen in eine Propellermaschine der Air Panama und landete kurz später auf der Isla Colon nahe der Grenze zu Costa Rica.

Dort wurden wir von einem der wenigen Flughafenmitarbeiter mit „Don’t worry, be happy“ auf der Gitarre empfangen, der uns die Wartezeit aufs Gepäck verkürzte. An die schönsten Strände der Insel gelangt man mit dem Bus, so auch zum Boca del Drago im Norden der Insel. Von dort ist es nur ein kurzer Fussmarsch den Palmen entlang zum noch schöneren Starfish Beach, an dem man direkt am Ufer echte Seesterne im Wasser bestaunen kann.



Mit einem gemieteten Velo fuhr ich dem Playa Plaunch entlang zum Playa Bluff, der für seinen langen Sandstrand bekannt ist.

Nach 25km zurück im Hostel setzte ich mit dem Boot auf die nächste Insel Solarte über. Hier starteten wir zu einer Bootstour, die uns zuerst in die Dolphinbay führte. Hier sahen wir unzählige Delfine und auch zwei Faultiere.



Weiter ging die Fahrt zur Insel Cayo Zapatilla Nr. 2, an deren traumhaften Palmenstränden wir im hellblauen Wasser badeten.



Die letzten Stopps waren bei Cayo Coral, an dem wir beim Schnorcheln Trompeten- und Papageienfische sahen und beim Starfish Point, an dem man wieder einige kleine Seesterne zu Gesicht bekam. Zurück in der idyllischen Bambuda Lodge wagten wir uns noch auf die 60m langen Wasserrutsche ins Meer und kühlten uns im Pool ab, bevor beim gemeinsamen „Family dinner“ Reisegeschichten mit anderen Backpackern ausgetauscht wurden.



Direkt von der Lodge aus startete unsere Dschungelwanderung in Gummistiefeln durch die Wälder der praktisch unbesiedelten Insel. Hier sahen wir eine balzende Echse sowie unzählige giftige Erdbeerfrösche (red frogs), die auf dieser Insel (jede Insel hat leicht andere Spezies) eher rot-orange wirken.



Wir kosteten vom leckeren, Ofen-frischem Brot aus Kokosmehl der Einheimischen und liefen zum Hospital Point weiter, bei dem früher die an Gelbfieber Verstorbenen begraben wurden. Nach einigen Schwimmzügen am Strand führte uns das Boot zurück zur Lodge und mich anschliessend weiter auf die dritte und letzte Insel Bastimentos. Nach dem Aussichtspunkt auf den Hostelstrand lief ich dem Red Frog und Turtle Beach entlang zum wohl schönsten Strand der Insel, dem Polo Beach. 



Hier wurde ich beim Herumlaufen um ein Haar von einer Kokosnuss erschlagen. Diese musste anschliessend daran glauben und ich habe es dank einigen Tipps von einem Schweizer Tags zuvor auch hingekriegt, an die köstliche Kokosmilch und das Fleisch zu gelangen. Nach einem interessanten Gespräch mit einem Schweizer, der vor einigen Wochen in Venezuela zwei Mal ins Gefängnis gesteckt wurde und nur dank Bestechungsgeld und Schmugglern wieder zurück nach Kolumbien kam, verabschiedete ich mich von Bocas. Mit dem Wassertaxi fuhr ich zurück zur Hauptinsel und weiter aufs Festland nach Almirante. Von dort ging es im Shuttle nach Boquete, wo auf 1‘100 m.ü.M. angenehme 18-25 Grad herrschten.


Boquete und Umgebung

Im Hosteldorm ergaben sich schnell wieder erste Gespräche mit Gleichgesinnten und so schlossen wir uns für die anstehenden Wanderungen zusammen, um das Schicksal der vor zehn Jahren verschwundenen Holländerinnen auf dem El Pianista Trail zu umgehen. Auf dem „Lost Waterfalls“ Trail wanderten wir den drei Wasserfällen entlang auf knapp 2’000m Höhe.



Gleich nebenan starteten wir den „Pipeline Trail“, der stets einer Wasserpipeline entlangführt bis zu einem versteckten Wasserfall. Hier bestaunten wir einen riesigen 1‘400 Jahre alten Baum, lauschten den Vögeln (inkl. Kolibris) zu und erspähten zwei Agutis im Dickicht.



Mit Klettergurten und Helm ausgerüstet konnten wir beim Canopy Ziplining im Boquete Tree Trek ein Duzend Mal von Baumkrone zu Baumkrone „rutschen“.



Umgeben vom mit knapp 3‘500m höchsten Berg und gleichzeitig einzigen Vulkan Panamas, dem Baru, kosteten wir am Abend in der lokalen Brauerei einen „Flight“ (Auswahl von Bieren) und entschieden uns schliesslich für das köstliche Kokosbier. Mit dem Shuttle ging es weiter an die Pazifikküste nach Santa Catalina.


Santa Catalina und Isla Coiba Nationalpark

Santa Catalina ist bekannt für Surfen und den Nationalpark. Ich konzentrierte mich auf letzteres und startete mit dem Boot zum Isla Coiba Nationalpark, dessen Inseln wegen der Abgeschiedenheit bis Ende des 20. Jh. als Strafkolonie dienten. Auf dem Weg dorthin wurde unser Boot von unzähligen Delfinen begleitet und wir sahen mehrere Buckelwale mit Jungtieren.



An den folgenden zwei Schnorchelspots sahen wir rund ein Duzend Schildkröten (echte Karettschildkröte), Riffhaie, Kugelfische in allen möglichen Farben sowie unzählige Fische aller Art.



Während der Mittagspause bei der Rangerstation sichteten wir Agutis, eine Schlage und einige Riesenheuschrecken. Nach einem kurzen Spaziergang zu einem Aussichtspunkt konnten wir uns am Nachmittag nach erneutem Schnorcheln auf einer kleinen Insel erholen. Unmittelbar hinter dem Strand entdeckten wir ein 5-6m langes Krokodil mit Nachwuchs, dessen Artgenossen früher hierhergebracht wurden, um die flüchtigen Gefangenen nicht von der Insel zu lassen.



Mit den lokalen Bussen fuhr ich weiter über Sona und Las Uvas nach El Valle de Anton.


El Valle de Anton

Das „Anton Valley“ ist ein bewohnter Vulkankrater, der von Bergen umgeben ist und zum Wandern lockt. Auf der wohl berühmtesten Wanderung „La india dormida“ erklimmten wir das Gesicht der schlafenden Inderin und genossen einen Rundumblick auf den ganzen Talkessel.



Nach den 12km Rundwanderung gönnten wir uns ein Bad bei den Wasserfällen „Chorro las Mozas“ und zurück im Dorf eine leckere Portion Spätzle und Gulasch. Nach interessanten Gesprächen in einer Schweizer Runde folgte im Dorm eine einstündige Einfangaktion eines Riesenschmetterlings im Dunkeln. Nach einer kurzen Wanderung zum Cerro la Silla schnappte ich mir den nächsten Minibus, der mich nach Panama City zurückbrachte.



San Blas Inseln

Nach einer kurzen Nacht fuhren wir früh morgens auf der Panamericana in Richtung Osten - mit zwei kurzen Stopps, um die Tukane und Faultiere direkt am Strassenrand zu bestaunen. Bei der Polizeikontrolle wurde schliesslich der Pass vorgezeigt, um in die autonome Provinz „Comarca Guna Yala“ eingelassen zu werden, in der das indigene Volk der Kuna lebt. Spätestens beim Wechsel aufs Boot im Hafen von Carti sticht deren Flagge ins Gesicht, die seit 1925 besteht: die spanische Flagge mit einem umgedrehten Hakenkreuz. Nach der rauen Überfahrt kam ich auf der Insel Naranjo Chico an. Meine Bambushütte glich stark jenen der Einheimischen: kein Boden sondern direkt im Sand, keine Wände sondern ein paar Bambusrohre, kein Strom und Licht, dafür ein festes Dach über dem Kopf gegen den täglichen Regen. Fast schon Luxus ist der Dieselgenerator, der jeden Abend von 19-22 Uhr für Licht und Strom angelassen wird, damit die Einheimischen auf dem einzigen LED-TV (75 Zoll und brandneu) Filme schauen und währenddessen ihre Smartphones laden können. Ansonsten leben die Kuna noch sehr ursprünglich wie vor hundert Jahren. Mit einem Einbaum und nur einem Holzstab (ohne Paddel, dafür z.T. mit Segeltuch) fahren sie aufs Meer hinaus, um ihre Fangnetze auszubreiten oder mit dem Speer zu fischen.



Die fliegenden Händler kamen mit ihren Motorbooten auf die Insel, um mit den Inselbewohnern ihre Ware zu tauschen: am Di. Getränke, am Mi. Bananen etc. - alles ohne Geld. Eine Dusche auf der Insel ist auch Fehlanzeige: eine Katzenwäsche beim Brunnen in der Inselmitte muss reichen für die Einheimischen. Die Kuna bevölkern der Natur zuliebe bewusst nur 50 der knapp 400 Inseln. Sie haben eine eigene Sprache, verständigen kann man sich mit den meisten aber auch in Spanisch. Ich war der einzige Übernachtungstourist auf der Insel nebst den 45 Einheimischen und wurde königlich verköstigt, sei es mit fangfrischem Fisch oder leckerer Riesenkrabbe.



Auf einer Bootstour zu den umliegenden Inseln machten wir Halt bei einem natürlichen, knietiefen „Schwimmbad“ mitten im Meer und bei der Isla Estella mit dem Starfish Beach. Auf der letzten Insel, mit 20x50 Meter womöglich die Kleinste des Archipels, kam so richtiges Robinson Crusoe Gefühl auf. Auch ‚meine‘ Insel umrundete ich in 5-10 min.



Viel mehr gab es hier auch nicht zu machen als relaxen und planen der Route fürs nächste Land: Kolumbien.


Fazit

Nach etwas mehr als drei Wochen in Panama kann ich sagen, dass Panama seinem Nachbarn Costa Rica praktisch in nichts nachsteht. Die traumhaften Strände an der Karibikküste, die Tierwelt im Landesinneren sowie die attraktive Hauptstadt wissen zu überzeugen. Die Fortbewegung ist auch einfach, dank einem sehr umfassenden Busnetz. Es geht fast alles der Panamericana entlang, sodass man sich höchstens in der Richtung (Kolumbien oder Costa Rica) irren kann. Wer es etwas komfortabler und direkter möchte, kann auch auf die Shuttlebusse (z.B. hellopanamatravel) setzen oder für Kurzstrecken auf ein kostengünstiges Taxi. Gerade in Panama City benutzte ich oft Taxis ausserhalb der Touristenzone, um sicherer zu sein. Noch viel günstiger als Uber und noch sicherer (da man den Fahrer aussuchen kann) ist inDrive (8$ zum Flughafen vs. 20$ mit Uber). Gar nicht verwenden sollte man die gelben Taxis mit den anonymen Fahrern. Ein US-Gast erzählte mir, er sei kurz ausgestiegen und das Taxi sei mit all seinen Habseligkeiten abgefahren. Mehrere Touristen erzählten mir Geschichten, dass ihnen in Panama City die Wertsachen am Abend aus den Taschen geklaut wurden. Ich fühlte mich aber stehts sicher an allen Orten und die grosse Mehrheit der Einheimischen ist sehr freundlich und zuvorkommend. Sie schätzen die Touristen im Land, das seinen Reichtum sicherlich dem Finanzplatz Panama City und dem Panamakanal zu verdanken hat. Panama ist weltweit die Nummer eins der Ausflaggungsländer für Handelsschiffe, d.h. von jedem weltweit 6. Handelsschiff fliessen die (Steuer-)Einnahmen nach Panama. Der Reichtum macht Panama auch zu einem etwas teureren Reiseland in Lateinamerika (vergleichbar mit Costa Rica). Für eine Mahlzeit in einem lokalen Restaurant bezahlt man 5 Franken, in einem internationalen dann schon 10 Franken oder mehr. Dafür gibt es auch hier überall kostenlos Trinkwasser dazu, denn dieses ist im ganzen Land problemlos ab dem Wasserhahn im Hostel trinkbar. Als tolle Hostelketten haben sich ganz im Westen „Bambuda“ und im Zentrum „Bodhi“ bei vielen Backpackern durchgesetzt und man trifft hier von Hostel zu Hostel immer wieder dieselben Leute. Ein Vorteil der Regenzeit ist, dass weniger Touristen unterwegs, spontane Planänderungen problemlos machbar und auch die Preise moderater sind. Da nimmt man den fast allabendlichen, kurzen Regenguss und dessen Abkühlung gerne in Kauf.

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