Brasilien 2024
Unsere Südamerikareise wäre nicht komplett, ohne einen Abstecher an die Ostküste des riesigen Kontinents, nach Brasilien, gemacht zu haben.
Iguaçu
Nachdem wir tags zuvor die Iguazu-Wasserfälle von der argentinischen Seite bestaunt hatten, machten wir uns auf über die Grenze nach Brasilien. Nebst all dem Einkaufstourismus in Argentinien, wo die Brasilianer v.a. Speiseöl einkaufen, gab es nur eine Handvoll anderer Touristen, welche die Grenze ebenfalls im Linienbus überquerten. Nach der unkomplizierten Einreise fuhren wir mit einem anderen Linienbus in den Nationalpark, wo wir die Wasserfälle von der anderen Seite sahen.
Nachdem wir tags zuvor die Iguazu-Wasserfälle von der argentinischen Seite bestaunt hatten, machten wir uns auf über die Grenze nach Brasilien. Nebst all dem Einkaufstourismus in Argentinien, wo die Brasilianer v.a. Speiseöl einkaufen, gab es nur eine Handvoll anderer Touristen, welche die Grenze ebenfalls im Linienbus überquerten. Nach der unkomplizierten Einreise fuhren wir mit einem anderen Linienbus in den Nationalpark, wo wir die Wasserfälle von der anderen Seite sahen.
Verglichen zu Argentinien gibt es hier nur einen kurzen Wanderweg und entsprechend befinden sich alle Leute auf denselben Quadratmetern. Dafür gibt es auf der brasilianischen Seite eine Panoramaaussicht auf alle Wasserfälle und man bestaunt die Wassermassen eher von unten als von oben.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Plattform mitten in einem Wasserfall, auf der man dem tosenden Wasser ganz Nahe kommt und einen atemberaubenden Rundblick hat.
Wir beobachteten einen Leguan beim Überqueren des Wanderwegs sowie drei Tukane von ganz Nahem in den Bäumen über uns.
Danach flogen auch wir bereits wieder weiter über den grünen Regenwald und die Küste mit kilometerlangen Sandstränden nach Sao Paulo. Von dort ging es unmittelbar weiter nach Rio de Janeiro.
Rio de Janeiro
Unsere Ankunft legten wir bewusst auf die Woche vor dem Karneval, denn während der Karnevalswoche war sowieso Ausnahmezustand und die Hotelpreise weit über Schweizer Niveau. Wir bezogen unser kleines Apartment in der sicheren Zona Sul im Süden der Stadt im wohl berühmtesten Stadtteil von Rio, in Copacabana. Die Preise in der Millionenstadt führen zu vielen Obdachlosen auf den Strassen, so auch in unserem Viertel. Mit der Metro fuhren wir in den Stadtteil Leblon, der nach den früheren französischen Siedlern benannt wurde und heute eines der wohlhabendsten Viertel in Rio ist. Von einem leicht erhöhten Aussichtspunkt sahen wir auf ganzen Strand.
Wir spazierten den verschiedenen Abschnitten und Strandhäuschen entlang und schauten den Brasilianern beim Futevolley im Sand zu. Dank einem fliessenden Übergang befanden wir uns kurz später bereits im Viertel Ipanema und seinem gleichnamigen Strand, der zusammen mit Copacabana zu den berühmtesten Stränden der Welt zählt. Zwischen den beiden Stränden liegt der Arpoador Felsvorsprung, von dem wir einen Blick auf beide Strände hatten.
Zurück am Copacabana Strand durfte dann eine erfrischende Abkühlung mit dem Nationalgetränk Brasiliens, dem Caipirinha, nicht fehlen.
Früh morgens und vor allen anderen Besuchern fuhren wir mit der Schweizer Seilbahn hoch auf den Berg Morro da Urca. 1912 konstruiert war es Brasiliens erste Seilbahn und eine riesige Innovation, sodass es weltweite Aufmerksamkeit gab für die dazumal deutsche Gondelkonstruktion, die an eine Strassenbahn erinnerte. Mittlerweile ist es die älteste Seilbahn der Welt, die immer noch in Betrieb ist, da die erste Seilbahn in Spanien und die Schweizer Wetterhornbahn nicht mehr operieren. Für den weiteren Weg nach oben gibt es nebst einer zweiten Seilbahn nur die Möglichkeit, hochzuklettern, wie dies 1817 erstmal eine Frau schaffte.
Dafür waren unsere Kletterfähigkeiten dann doch zu bescheiden und die Zipline für den Rückweg ist erst in Bau. So brachte uns die zweite Bahn hoch zum eigentlichen Ziel, dem Zuckerhut oder Zuckerbrot, wie die Brasilianer den „Pão de Açugar“ nennen. Der 400m hohe steilwandige Granitfels erhielt seinen Namen, weil die Portugiesen früher den Rohrzucker für den Transport nach Europa in Blöcke ähnlicher Form packten. Oben angekommen sahen wir runter zum Praia de Fora, wo die Portugiesen die Franzosen 1565 besiegten und Rio gegründet wurde. Im Garten lernten wir einiges über die hier vorkommenden stachelosen Bienensorten und beobachteten die kleinen Sagui-Büscheläffchen im Bambuswald hier oben.
Von den verschiedenen Aussichtsplattformen sahen wir in alle Richtungen - über die Buchten von Rio bis hin zum Cristo, der nebst dem Zuckerhut eines der Wahrzeichen von Rio ist.
So zog es uns weiter an den Fuss des Corcovado Berges, wo wir in die Stadler-Zahnradbahn, die ursprünglich erste Eisenbahn in Lateinamerika, umstiegen. Die Fahrt führte durch den grünen Tijuca Nationalpark und dessen Regenwald über 700m hoch. Die letzten Meter machten wir nicht wie die faulen Einheimischen mit dem Lift oder der Rolltreppe, sondern zu Fuss zu den Aussichtsplattformen. Nun sahen wir von der anderen Seite auf die Stadt, den Zuckerhut oder das weltberühmte Maracana Fussballstadion runter.
Hinter uns türmte sich der 30m hohe Cristo Redentor (Christus der Erlöser) auf, die wohl berühmteste Christusstatue der Welt. Er prangt seit 1931 auf dem Gipfel und wurde als Zeichen für Brasiliens Unabhängigkeit errichtet. Mittlerweile ist er Vorbild für zahlreiche weitere grosse Christusstatuen auf der ganzen Welt, von denen gar sieben noch grösser als jene in Rio sind. Nur aber das Original hier auf dem Corcovado zählt zu den sieben modernen Weltwunder und wird permanent von Sightseeing-Helis umflogen.
Rund um den Cristo gibt es viele neugierige Affen und in seinem Sockel drin sogar eine kleine Kapelle.
In der Innenstadt spazierten wir dem Hafen entlang zum Museum of Tomorrow, einem architektonischen Meisterwerk, das im Zuge der olympischen Sommerspiele 2016 eröffnet wurde.
Nebenan erinnert die Olympic Mural, eine Wand mit riesigen, gemalten Gesichtern von Eingeborenen an die verschiedenen Ethnien in Brasilien.
Am Valongo Anlegeplatz kamen früher tausende afrikanische Sklaven mit den Schiffen an, wobei wegen den schlechten Hygienebedingungen auf den Booten meist 15-30 Prozent bereits auf dem Weg starben. Heute erinnern einige Denkmäler an die grausamen Zeiten von früher.
In der antiken Stadtbibliothek mit den riesigen Bücherregalen fühlten wir uns wie in einen Harry Potter Film.
Unweit davon liegt die Kathedrale, die wie eine Mischung zwischen Kegelpyramide und Gugelhupf aussieht. Sie ist eine der wichtigsten katholischen Kirchen in ganz Südamerika und wurde deshalb auch schon oft von verschiedensten Päpsten besucht.
Die Selaron Treppe verzierte der gleichnamige chilenische Maler vor seinem Haus mit farbigen Mosaikplättchen aus 60 verschiedenen Ländern. Ursprünglich als Verschönerung der Gegend gedacht bieten die 215 Treppenstufen in den brasilianischen Nationalfarben gelb, grün und blau die perfekte Kulisse für viele bekannte Musikvideos.
Beim Arcos da Lapa, dem Aquädukt mitten in der Innenstadt, schlenderten wir die weissen Torbogen entlang, über welche früher Frischwasser floss. Heute dient das ehemalige Aquädukt nur noch als Viadukt für das Strassentram, das anschliessend ins hügelige Viertel Santa Teresa hochfährt.
In diesem Viertel begegneten wir der letzten antiken Strassenbahn, die heute nur noch zu Touristenzwecken fährt. Hier merkt man den portugiesischen Einfluss stark und fühlt sich wie in den Strassen Lissabons.
Im südlichen Teil von Rio wanderten wir durch den Wald des Tijuca Nationalparks auf den Pedra da Gavea hoch. Im oberen Teil, wo andere mit Klettergurten hochstiegen, kletterten wir alleine über die Felsen nebenan.
Auf 842m angekommen hatten wir vom baren und steil abfallenden Granitfels eine grandiose Aussicht auf die Strände rundherum.
Für den Besuch der Favela Santa Marta hängten wir uns einem Führer an, der selbst in der Favela aufgewachsen ist und viele der 7‘000 Einwohner kennt. In der Favela gibt es keine Strassen, sondern nur Treppen und eine steile Zahnradbahn, die auch wir nahmen. An der Mittelstation zeigte sich dann, dass es eine gute Idee war, sich einem Guide anzuschliessen. Rund ein Duzend schwer bewaffnete und durchtrainierte Männer mit schwarzen Sonnenbrillen standen mit ihren Maschinengewehren und Pistolen Wache oder bereiteten diese für einen Kontrollgang durch die schmalen Gassen vor.
Wir, relativ geschockt, erhielten danach die Erklärung, dass es für uns ungefährlich sei und die Waffen nur als Absicherung der Drogentransporte dienen. Erst wenn die Polizei sich in der Favela einmischt, könnte es auch für Touristen gefährlich werden. Nebenan spielten die Kinder Shooter Games auf den neuesten Smartphones oder spielten auf dem ehemaligen Helikopterlandeplatz Fussball. Schnell wurden auch wir eingeladen und in die Teams aufgeteilt. Nachdem wir vor allem die Dribbelkünste der Jungs bestaunten, führte uns der Guide in sein Haus mit 360 Uhren aus aller Welt.
Wie alle hat auch er fliessend Wasser und einen Stromanschluss und setzt sich für einige Gemeinschaftsprojekte ein. Da die Kinder kein Englisch in der Schule lernen, unterrichtet er sie unentgeltlich. Der Staat bietet praktisch keine finanzielle Unterstützung, die meisten Spendengelder kommen von Organisationen aus dem Ausland. Weltweit bekannt ist die Favela wegen Filmdrehs für Fast & Furious und Musikvideos von Michael Jackson. Letzterem wurde nach seinem Tod auch eine Statue und ein Mosaik gewidmet.
Auch andere Stars wie Queen Elisabeth, Madonna, Alicia Keys, Bradley Cooper oder Hugh Jackman waren bereits vor Ort.
Pünktlich zum Karnevalstart besuchten wir eine der vielen Blocos, eine kleine Strassenparty ums Hauseck. Danach ging es weiter ins Sambódromo, der riesigen Tribünenstrasse für den Umzug und Wettbewerb der Sambaschulen während des Karnevals.
Auf den Tribünen finden 88‘500 Zuschauer Platz, womit Rio den Titel des weltweit grössten Karnevals und auch Festivals hält. Nach monatelangen Vorbereitungen starteten die Paraden von acht Sambaschulen, von denen jede je eine knappe Stunde erhielt, um ihre Kreativität und ihr Können zu demonstrieren.
Obwohl wir nur die Paraden der zweithöchsten Liga sahen, waren diese schon sehr beeindruckend und kaum vorstellbar, diese zu überbieten. Jede Sambaschule hatte ein anderes Motto und entsprechende Kostüme und riesige Fasnachtswagen.
Die je bis zu 6‘000 Tänzer, Trommler und Musikanten werden von einer Jury bewertet. Diese brasilianische Street Parade mit viel nackter Haut endet jeweils erst kurz vor Sonnenaufgang, den wir wie auch die weiteren drei Tage mit anderen Sambaschulen nicht mehr miterlebten.
Stattdessen entflohen wir den Festivitäten mit dem Bus der Costa Verde entlang nach Conceição de Jacarei. Von dort setzten wir mit dem Schnellboot auf die ruhigere Insel Ilha Grande über.
Ilha Grande
Obwohl auch auf der autofreien Insel leichte Karnevalstimmung zu verspüren war, ging es hier viel entspannter zu und her. Die Insel weiss mit vielen Wanderwegen zu über 100 Stränden zu überzeugen, von denen auch wir einige erkundeten. Man muss nicht weit gehen und findet bereits rund um den Hauptort Vila do Abraão schöne Strände.
Wer etwas wagemutiger ist und sich durch den Dschungel mit den vielen Giftschlangen wagt, wird beim Strand Palmas mit einem traumhaften Palmenstrand belohnt.
Die Schlangen sahen wir zum Glück nicht, dafür aber einen Specht und viele Büscheläffchen.
Nach einem weiteren Stück durch den Wald gelangten wir zum wohl bekanntesten Strand der Insel, dem Praia Lopes Mendes. Der weisse Sandstrand wurde vor ein paar Jahren gar zum schönsten Strand Brasiliens ausgezeichnet.
Für den Rückweg stand dann ein sogenannter Schooner, ein motorisiertes Segelboot, bereit. Zurück im Dorf gab es wie jeden Tag immer wieder lange Stromausfälle, sodass wir rund die Hälfte der Zeit auf der Insel keinen Strom hatten. Zwischendurch liess unser Airbnb immer wieder den Generator an, wie dies auch viele Shops und Restaurants machen, die sich einen solchen leisten können. Andernfalls schliessen die Restaurants abends um 19 Uhr einfach, wenn es dunkel wird.
In die andere Richtung der Insel stapften wir durch einige Flüsse und unter einem ehemaligen Aquädukt hindurch.
Mitten im Dschungel tauchte der imposante Wasserfall Cachoeira da Feiticeira auf.
Unweit davon am gleichnamigen Strand Feiticeira gönnten wir uns wieder mal einen Caipirinha und ein leckeres Açai Eis.
Die Açai Frucht ist hier auf der Insel der klare Verkaufsschlager. Auf einer Bootstour machten wir Halt an den entlegenen Orten der Insel. In der grünen Lagune hüpften wir mit Schnorchel und Taucherbrille ausgerüstet ins Wasser.
Im schön grün schimmernden Wasser beobachteten wir die vielen Fischschwärme. Auch in der blauen Lagune suchten wir den Meeresboden wieder nach Tieren ab, diesmal mit etwas weniger Glück. Danach war Entspannen am Praia de Freguesia de Santana angesagt.
Wider Erwarten begrüsste uns hier zum Abschluss eine Schildkröte direkt im Wasser am Ufer. Nach einer entspannten Woche ging es mit der Fähre wieder zurück aufs Festland nach Angra dos Reis, von wo wir mit dem Bus nach Paraty weiterfuhren.
Paraty
In der historischen Altstadt hätten wir wohl tagelang durch die schön farbigen Gassen schlendern können.
An jeder Ecke sahen die Gebäude und Farben wieder anders aus und luden zur Erkundungstour oder zum Verweilen ein.
Im Herz der Kolonialstadt liegt die bekannte Kirche Santa Rita, in deren Museum wir sogar einige streng bewachte und hinter Gitter verschlossene goldige und silberne Kronen zu Auge bekamen.
Dank den gelegentlichen Regengüssen in dieser immergrünen Region bildeten sich in den unebenen Pflastersteingassen einige Wasserlachen, wodurch ein schöner Spiegeleffekt entstand.
Rund um Paraty gibt es rund 65 Inseln und 300 Strände, von denen wir einige erkundeten. Weil südlich der Stadt angeblich die schönsten Strände liegen, fuhren wir mit dem Bus nach Trindade. Am traumhaften Cachadaça Strand beobachteten wir die Schildkröten im Wasser vor den Felsen.
Zu Fuss spazierten wir rüber zum gleichnamigen natürlichen Pool, um dessen Felsen die Wellen brechen und man deshalb darin entspannt baden kann.
Ebenfalls per Bus fuhren wir noch vor Sonnenaufgang nach Vila Oratorio, um von dort zum Praia do Sono, einem weiteren preisgekrönten Strand, zu laufen.
Von dort ging es weiter über den Antiguo Strand nach Ponta Negra, wo wir uns an den Guides vorbeischlichen. Entgegen der Vorschrift machten wir uns alleine auf den Weg zum Wasserfall und sahen unterwegs nur eine der mehreren grünen Schlangen (vermutlich eine Peitschennatter), die ca. 2m lang sind.
Beim Saco Bravo Wasserfall angekommen eröffnete sich eine sehr spezielle und wohl weltweit einmalige Kulisse. Unter dem Wasserfall liegt ein kleiner See in den Felsen, der zum Baden einlädt und direkt ins Meer weiterfliesst.
Nebenan preschen immer wieder riesige Wellen hoch in den See.
Zurück in Ponta Negra nahmen wir ein Boot ins geschützte Villenviertel Laranjeras. Vom Hafen durften wir die paar Meter nicht mal zur Busstation laufen, sondern wurden mit einem kostenlosen Shuttle zurückgebracht. Dabei fühlten wir uns wie in Beverly Hills, weil überall Yachten vor den Villen anlagen und jede Villa mindestens einen Golfcaddy vor der Garage stehen hatte. Damit erreichen sie entweder den Golfplatz oder auch die vielen Tennisplätze.
Ein weiteres Mal brachte uns der Bus ins Inland nach Penha, wo der Wasserfall Poco do Tarzan im Wald versteckt liegt. Nach einer kurzen Abkühlung machten wir uns auf zum Toboga Wasserfall nebenan. Während einige erfahrene Wagemutige stehend den Wasserfall hinunter rutschten, versuchten wir uns in der sitzenden Variante.
Zurück in Paraty nahmen wir den Bus weiter in die Millionenmetropole und weltweit sechstgrösste Stadt Sao Paulo. Vom grössten Busterminal Südamerikas zogen wir direkt an den grössten Flughafen Südamerikas weiter, über den wir nach sieben Monaten Südamerika verliessen und den Kontinent wechselten.
Schliesslich warten mit Asien und Afrika noch zwei weitere Kontinente im Zuge unserer Weltreise.
Fazit
In den drei Wochen in Brasilien haben wir nur einen sehr kleinen Teil des riesigen Landes gesehen, eigentlich nur die Costa Verde von Rio de Janeiro bis Sao Paulo. Brasilien macht die Hälfte der Fläche von Südamerika aus und man könnte alleine in diesem Land locker ein halbes Jahr herumreisen. Viele der Städte liegen an der Küste oder in Küstennähe, das Hinterland mit den Regenwäldern im Amazonas und Pantanal ist weniger gut zugänglich. Aufgrund der Regenzeit kam ein Besuch des Regenwaldes für uns sowieso nicht in Frage, auch weil wir bereits in Ecuador und Bolivien im Amazonas waren. Dort kämpften wir bereits vor der Regensaison mit tausenden Mücken und wollten uns dies in Brasilien nicht nochmals antun.
Allgemein sind die Distanzen zwischen den touristischen Orten riesig und meist kommt man nicht um Inlandflüge oder eine tagelange Busfahrt herum. Weil viele Orte vor allem für etwas und nicht viele verschiedene Sehenswürdigkeiten (wie z.B. Rio) bekannt sind, würde man in kurzer Zeit viel und weit umherreisen müssen. Deshalb konzentrierten wir uns vor allem auf eine Gegend, die abwechslungsreich, touristisch gut erschlossen und einigermassen sicher ist - verglichen zum Norden Brasiliens.
Sicherheit ist in Brasilien ein allgegenwärtiges Thema und nebst der portugiesischen Sprache wohl einer der Hauptgründe, wieso viele andere Rucksackreisende dieses Land links liegen lassen.
Unsere Erwartung, dass viele Brasilianer entweder Spanisch oder Englisch verstehen und wir somit ohne Probleme durchkommen, erwies sich nur halbwegs als korrekt. Grundsätzlich hatten wir mit Spanisch höhere Erfolgschancen, verstanden zu werden, denn die Sprache ist dem Portugiesisch nicht ganz fremd. Mit dem sogenannten „Spanglisch“ (spanisch-englisch) oder „Portuñol“ (portugiesisch-spanisch) Sprachenmix funktionierte die Kommunikation immer irgendwie.
Die Einheimischen entpuppten sich entgegen unserer Erwartungen überall als sehr freundlich und hilfsbereit, viel mehr als in anderen Ländern in Südamerika. Vielleicht weil sie wissen, dass wir kein portugiesisch konnten?
Speziell vor der Sicherheitslage in Rio wurden wir von vielen gewarnt - anderen Rucksackreisenden, Brasilianer und Cariocas, den Einwohnern Rios. Anscheinend fühlen sich nicht mal diese in ihrer eigenen Stadt sicher. Mit viel Skepsis, der sicheren Metro und einigen Uber-Taxifahrten haben wir uns vorsichtig verhalten. Auch den starken Dengue-Fieber-Ausbruch in Rio und Umgebung aufgrund der vielen Mücken haben wir schadlos überstanden.
Das frühere Auswandern vieler Schweizer nach Brasilien führte dazu, dass z.B. unmittelbar ausserhalb von Rio die Grossstadt Neufreiburg im 19. Jh. von Schweizern gegründet wurde. Wir trafen einige Brasilianer mit Deutschen Vorfahren und oftmals dem Nachnamen Schneider an.
Zu Essen gab es in Brasilien viel Fleisch und Fisch. In den traditionellen Churrasquerias erhält man für keine Fr. 10 ein All-you-can-eat-Buffet. Alle paar Minuten kommt der Grillmeister direkt an den Tisch mit einem anderen Fleischspiess.
Auch Fisch-Spezialitäten aus der Region Bahia wie Moqueca mit Garnelen schmecken köstlich. Wer Fast-Food bevorzugt, wird mit den überall erhältlichen Salgadas (ähnlich wie Papa Rallena in Peru) satt, eine Art frittierter Kartoffelstock mit Füllung.
Auch das Nationalgetränk, der Caipirinha, ist überall erhältlich und z.T. sogar spottbillig ab Fr. 1 für einen halben Liter. Zum Dessert gibt es das beliebte Açai Glace, das aus den heimischen Beeren gemacht wird. Generell ist Brasilien als Reiseland teurer als viele andere südamerikanische Länder und wohl zusammen mit Chile das teuerste Land des Kontinents. Speziell die Lebensmittelpreise in Rio sind schon fast auf Schweizer Niveau und für Käse oder Brot (Fr. 2 pro 100gr) bezahlt man gar einiges mehr. Dafür kann man überall in Brasilien ohne Zusatzgebühren mit der Kreditkarte bezahlen, sogar für ein kleines Boot auf einer Insel.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen