Nach zwei Stunden Einreiseprozedere waren wir endlich im Land des aktuellen Fussball-Weltmeisters.
Wir holten noch ein letztes Mal tief Luft auf über 4’000m, bevor die Fahrt durch die Salinas Grandes ging, dem etwas kleineren argentinischen Pendant zur Uyuni Salzwüste in Bolivien. Anschliessend schlängelte sich unser Bus die schöne Passstrasse vom Gebirge hinunter durch Canyons mit Kakteen und farbige Berge rund um Purmamarca.
Nach der landschaftlich schönsten Busfahrt unserer bisherigen Reise erreichten wir 11h später Salta.
Salta und Umgebung
Wir fühlten uns wie Bankräuber, als wir mit 1 Mio. Pesos die Western Union Filiale verliessen und konnten uns nun die Mägen mit den besten Empanadas in Argentinien vollstopfen.
Für die bevorstehenden Weihnachtstage und unser traditionelles Weihnachtsessen Fondue Chinoise kauften wir reichlich ein und genossen das zarte Rindfleisch über dem Gaskocher.
Auch der obligatorische Besuch der Weihnachtsmesse in der schönen Kathedrale und der Kirche San Francisco durfte nicht fehlen.
Sogleich beide Messen nacheinander, weil diese nur halb so lange dauerten wie bei uns zu Hause, leider aber nur halbvoll sind. Auch neu ist uns, dass die Weihnachtstage mit Feuerwerk begleitet werden. Wir trafen Freunde aus der Schweiz, die wir von zu Hause kannten oder in Peru kennengelernt hatten und liessen es uns gut gehen. Täglich gab es einen frischen Brownie aus der Bäckerei um die Ecke, um unsere Fettreserven auf Vordermann zu bringen für die bevorstehenden kälteren Tage und langen Wanderungen in Südpatagonien. Als Ausgleich schwammen wir täglich 10 Längen im Pool und waren fleissig: Fotos aussortieren, Fotoalbum gestalten und planen der nächsten Reiseziele.
Nach einigen Tagen durchatmen waren unsere Energie- und Fettreserven wieder aufgefüllt und wir stapften Salta‘s Hausberg San Bernardo hoch.
Von oben hatten wir eine gute Aussicht über die ganze Stadt. Auch für den Rückweg entschieden wir uns gegen die Seilbahn und für die Treppe.
Mit unseren zwei deutschen Freunden Lisa & Beni, die wir bereits in Peru und Bolivien getroffen haben, liehen wir uns einen Mietwagen für die nächsten Tage, um die Umgebung zu erkunden. Wir fuhren nicht gegen Norden, wo wir von Chile herkommend die farbigen Berge bereits aus dem Bus sahen, sondern Richtung Süden. Die Fahrt führte durch die schön grüne Quebrada del Escoipe, bevor ein fliessender Wechsel in die rot-grüne Landschaft mit Kakteen folgte und wir uns auf der Bergstrasse die Cuesta del Obispo hochschlängelten.
Bei einem der vielen Aussichtspunkte tauchte völlig unerwartet ein Andenkondor mit 3m Flügelspannweite unmittelbar neben uns in der Luft auf. Oben auf dem Plateau auf 3’000m bei der Kapelle San Rafael angekommen herrschte dickster Nebel, doch wenige Minuten später zeigten sich bereits wieder die Guanacos unter blauem Himmel und Sonnenschein.
Beim Aussichtspunkt Ojo del Condor sahen wir das erste Mal die regenbogenfarbigen Berge und das riesige Kakteenfeld im Los Cardones Nationalpark.
Die tausenden Kakteen wachsen in den ersten zehn Jahren nur gerade 5cm insgesamt, erreichen aber Höhen von bis zu 10m.
Über die pfeilgerade Strasse fuhren wir durchs staubtrockene Tintin-Tal, wo früher auch die Inkas langgelaufen sind, heute aber nur noch die giftige schwarze Wittwe-Spinne unter den Steinen lebt. Am Silvesterabend gab es auf unserer Bungalow-Ranch nebst einer super Aussicht auf den über 6’000m hohen, schneebedeckten Berg Nevado de Cachi auch ein leckeres, selbstgemachtes BBQ.
Im hübschen Dorf Cachi gleich nebenan besichtigten wir die kleine Kirche, in der unter anderem das Innendach und das Rednerpult aus Kakteen gefertigt wurden.
Am Dorfrand zeigten sich erste Rebberge und Weingüter, die uns auf der „Ruta del Vino“ durch das Valle Calchaquies begleiteten, denn die Region ist für ihre Rot- und Weissweine bekannt. Zwischendrin zeigten sich auch immer wieder grüne Felder, trockene Kakteenlandschaften und rote Monument Valley-ähnliche Berge.
Bei den eindrücklichen Felsformationen in der Quebrada de las Flechas konnten wir uns die Beine vertreten, bevor wir kilometerlang durch Weinberge bis nach Cafayate fuhren.
Wir besichtigten mit der Finca de las Nubes nur eines der unzähligen Weingüter in der Region um Cafayate, in der jährlich 70 Mio. Liter Wein produziert werden, was aber nur 4% der landesweiten Produktion ausmacht.
Nebst der uns bekannten Sorte Cabernet Sauvignon ist die Region vor allem für Malbec (rot) und Torrontes (weiss) bekannt, wobei letztere nur hier vorkommt. Die Blended-Mischungen wie Malbec-Cabernet schmecken nicht minder gut, sind aber bei vielen Leuten im Kopf noch als Minderwertiger gespeichert, obwohl auch Cabernet und Sauvignon eine Mischung ähnlich wie z.B. Cabernet Franc darstellt. Nach dem Pflücken, Sortieren und Zerdrücken lagert und fermentiert der Wein je nachdem ob in Tanks 3 Monate oder Weinfässern 3 Jahre noch vor sich hin.
Wir lernten, dass man für Rose und Dulce weniger lang reifen und fermentieren lässt, Rotwein bei 16 Grad und Weisswein bei 8 Grad gelagert werden sollte und man den Wein für den besten Geschmack 1h vor dem Konsum öffnet und 15min davor ins Glas einschenkt. Mittlerweile existiert sogar veganer Wein, was vor allem Marketing ist, da der Wein nur ohne tierische Proteine fürs Wachstum der Trauben hergestellt wurde. Nach der offiziellen Degustation aller möglichen Sorten hängten wir noch eine Extra-Runde an - natürlich mit etwas Käse dazu, wie es hier üblich ist.
Dem häufigeren Niederschlag in Cafayate sei Dank, ist der Wein verglichen zum Cabernet aus Mendoza fruchtiger und schmeckt weniger trocken.
Da unsere deutschen Freunde begeisterte Kletterer und auch Ausbildner sind, bot sich die Gelegenheit, dass auch wir uns ihnen anvertrauen durften und die eine oder andere Route die Felsen hochkletterten.
Nach kurzen aber heftigen Tumulten mit den Einheimischen - sie wollten uns einen Guide für eine Wanderung zu einem Wasserfall aufzwingen - fuhren wir wieder gegen Norden durch die herrlich roten Felsen der Quebrada de las Conchas.
Wir machten an unzähligen Aussichtspunkten Halt und hielten kurze Spaziergänge ab, um die speziellen Felsformationen wie Schlösser, Fenster, Obelisk oder Kröte zu bestaunen.
Vom Pass mit den drei Kreuzen sahen wir über die gesamte Ebene, die erneut an die Landschaften im Westen der USA erinnert.
Unweit neben der berühmten Teufelskehle liegt die Amphitheater-Formation, in der wir das Echo der Papageien und Musiker hörten.
Zurück in Salta ging es auch am Abend nochmals musikalisch zu und her bei einer Peña, einem traditionelles Nachtessen mit hauptsächlich BBQ-Gerichten, deren Verzehr mit argentinischer Volksmusik untermalt sind. Wenn man nach einer Stunde in der Warteschlange die Menükarte mit Wein von 17 Weingütern und nach 23 Uhr dann das 300gr Rindersteak für 6 Fr. auf dem Teller sieht, weiss man, dass sich das Warten gelohnt hat.
Auch im Zentrumspark hörten wir am Abend Folkloremusik und sahen die Einheimischen Malamba tanzen.
Da die Strasse zu einem weiteren Kletterfelsen nicht passierbar war, machten wir noch einen kurzen Ausflug nach San Lorenzo und auf den Cerro Elefante (fast) ganz hoch.
Nachdem wir über drei Monate lang nur Bus fuhren, stiegen wir wieder mal in ein Flugzeug, das uns nach Buenos Aires brachte. Nachdem wir River Plate, die wohl beste und bekannteste Fussballmannschaft Argentiniens, beim Checkin des Materials am Flughafen bestaunten, stiegen auch wir um und erreichten nach total 5.5 Flugstunden Feuerland im Süden Argentiniens.
Ushuaia und Umgebung
In Rio Grande gelandet gönnten wir uns zum Frühstück ein Sandwich, das teurer als in der Schweiz war, dafür hatten wir mit dem Fuchs auf dem Parkplatz die Wildtierbeobachtung inklusive. Obwohl es draussen sommerlich warm war, zogen wir bei extremem Wind in Kappe und dicker Jacke eingepackt los.
Nach einigen Stunden Zeit totschlagen im einzigen Restaurant, das am Sonntag offen hatte, und planen der nächsten Reiseziele, fuhren wir mit dem Bus weiter. An unzähligen Guanacos, Seen, Bergen und sogar einem Skigebiet vorbei ging die Fahrt nach Ushuaia ans selbsternannte Ende der Welt.
Nicht nur das Skigebiet und die Kälte, sondern auch die Innenstadt erinnerte uns eher an einen Skiort wie Davos oder wegen den nordisch wirkenden Häuschen am Meer an Skandinavien.
Trotz Hochsommer gab es überall Winterbekleidung und viele Souvenirs zu kaufen, was auch die Hauptbeschäftigung vieler Touristen zu sein scheint, denn ausser ein paar Parks und Museen gibt es nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten. So besuchten wir im ehemaligen Gefängnis und Militär-Zuchthaus das Museo Maritimo, in dem nebst Schifffahrtsgeschichten und Expeditionen zum Kap Horn und der Antarktis auch die Entstehung der Stadt erläutert werden.
Deren Gründung erfolgte primär wegen der Verlegung des grösser werdenden Gefängnisses von Puerto Cook auf der Insel nebenan nach Ushuaia. Immer öfter wurden auch die ganz schlimmen Fälle - lebenslängliche Haftstrafen wegen Totschlags - während einer einmonatigen Schiffsreise von Buenos Aires hierher verlegt, damit sie nicht flüchten konnten. In der Strafkolonie durften auch die Frauen der Männer leben und später wurden auch politische Häftlinge in den sechs Quadratmeter grossen Zellen einquartiert.
Die Sträflinge mussten im Wald Holz hacken und eine Zugstrecke für den Holztransport bauen, dessen „Tren fin del Mundo“ heute noch zu Touristenzwecken verwendet wird. Für ihre Arbeit und sogar für gutes Verhalten wurden sie entlöhnt. Nebenbei wurde auch die Geschichte anderer Gefängnisse aus der ganzen Welt erzählt, wobei auch die KZ in Deutschland als auch das Chateau de Chillon am Genfersee in der Schweiz beschrieben sind.
Während heute vor der Küste vor Ushuaia über Bohrinseln der Abbau von Gas (LPG) gefördert wird, wurden früher Wale gejagt. Deren Knochen wurden für alle möglichen Dinge verwendet, sogar für Dominosteine.
Walfangschiffe und duzende andere Flotten kämpften gegen die harrschen Bedingungen mit starken Winden und hohen Wellen rund ums Kap Horn an und sanken - 2017 sogar ein argentinisches U-Boot. Von den diversen Expeditionen und Abenteuer-Seefahrern ans südlichste Ende von Südamerika ist vor allem Ferdinand Magellan bekannt, der Feuerland entdeckt hatte. Er sah Feuer an Land, weshalb die Insel als Feuerland bezeichnet wird. Auch wir wagten eine Expedition noch weiter in Richtung Süden und schlossen uns einem Expeditionsschiff an, das in die Antarktis aufbrach.
Nach der erfolgreichen Rückkehr aus der Antarktis brachte uns der Bus wieder hoch nach Rio Grande und weiter über die Grenze nach Chile.
El Chalten und Los Glaciares Nationalpark
Von Puerto Natales aus Chile her kommend reisten wir über El Calafate nach einer Nacht nach El Chalten weiter. Auf dem Weg sahen wir duzende, am Zaun (der für den Wildschutz dient) hängen gebliebene Guanacos.
In El Chalten, der selbsternannten Trekkinghauptstadt des Landes, verzichteten wir auf die völlig überteuerten Hostelbetten und mieteten uns wiederum Zelt, Schlafsäcke und Kochmaterial. Wir starteten unsere Mehrtageswanderung im Nationalpark Los Glaciares am Rande der Schlucht hoch bis zum d‘Agostini Camp am Fusse der Lagune Torre, wo wir unser Zelt aufschlugen.
Während in der Lagune grosse Eisberge schwammen, sammelten sich am Ufer kleine Eiswürfel. Beim Mirador Maestri waren wir dem Torre Gletscher und den abgebrochenen Eisbergen viel näher und sahen auf die frisch verschneiten Gipfel von letzter Nacht.
Kurz vor dem Weitermarsch hatten wir doch noch Glück und konnten in einem der seltenen Momente einen Blick auf den Gipfel des Cerro Torre erhaschen, der wegen seinen steilen und glatten Granitwänden und den meist schlechten Wetterverhältnissen als einer der am schwierigsten zu besteigenden Gipfel der Welt gilt.
Wir füllten unsere Flaschen bei einem der vielen Trinkwasserbäche wieder auf und spazierten zu den Lagunen Hija und Madre vorbei, wo wir einen ersten Blick auf den weltberühmten Berg Fitz Roy erhaschen konnten.
Beim Poincenot Camping stellten wir unser Zelt auf einem der letzten freien Flecken zwischen allen anderen 150-200 Zelten auf für die zweite und letzte Nacht im Park. Wir starteten wieder antizyklisch, nach allen anderen, erst bei Sonnenaufgang hoch über das Geröllfeld zur Laguna de los Tres, wo wir erstmal ein wärmendes Porrage kochten und beim Frühstück nur von einem hungrigen Fuchs gestört wurden.
Wir genossen den Ausblick auf den Cerro Fitz Roy hinter der Lagune, der nach dem Kapitän des Schiffes von Charles Darwin benannt wurde und immerhin im Logo der Marke Patagonia Platz findet.
Wegen seiner Form und dem ebenfalls harschen Wetter gilt auch er als extrem schwer zu besteigen. Nebenan ergab sich ein wunderbarer Blick auf die tiefergelegene Laguna Sucia.
Wieder unten angekommen machten wir einen kurzen Abstecher zum Mirador auf die Laguna Piedras Blancas und dem gleichnamigen, darüberliegenden Gletscher.
Auf dem Rückweg legten wir bei einem versteckten Wasserfall einen Stopp ein und kamen an der Laguna Capri vorbei, wo einige Hartgesottene im eiskalten Wasser badeten.
Wir wanderten im breiten Tal runter mit super Aussicht auf den Rio de las Vueltas und liefen unten angekommen wieder dem Fluss entlang zurück.
Nach einem kurzen Abstecher zum Wasserfall Chorillo del Salto nahmen wir den letzten Bus zurück nach El Calafate.
El Calafate und Perito Moreno Gletscher
Da die Auto-Miete fast halb so teuer ist wie der Bus für zwei Personen, fuhren wir wie viele andere auch mit einem Leihwagen Richtung Perito Moreno Gletscher - eigentlich ökologischer Blödsinn. Wir sahen erste treibende Eisberge im Lago Argentino und stiegen am Hafen aufs Boot um, um bis auf ca. 300m an den imposanten Gletscher heranzukommen.
Dessen viele markante Zacken und hellblaue Farbe wussten uns erstaunlicherweise auch nach den vielen Gletschern in der Antarktis nochmals zu beeindrucken, wie auch der See, dessen südlicher Teil auf der einen Seite der Wasserdrainage grau und der nördliche Teil hellblau ist.
Der 35km lange und 4km breite Perito Moreno Gletscher reicht von 3’000m Höhe bis runter zum See auf 177 m.ü.M. und war bis 2020 noch einer der wenigen Gletscher, der stabil war, resp. sogar leicht wuchs. Nun schmilzt er aber auch leicht und seine Dicke von total 700m nimmt jährlich um 13m ab. Der Gletscher bewegt sich immer noch mit mehr als 2m pro Tag in Richtung der Halbinsel, auf der wir von diversen Plattformen und Spazierwegen einen super Blick auf die 70m hohe Gletscherwand hatten.
Wir sahen alle paar Minuten wieder tonnenschwere Eisbrocken abbrechen und ins Wasser stürzen. Dort lagen sie dann mit 10% der Masse über dem Wasser und dem Rest nicht sichtbar unter Wasser und drehten sich von Zeit zu Zeit, wenn der im Wasser liegende und schneller schmelzende Teil kleiner wurde. Nach dem ersten und letzten verregneten Tag in Patagonien verliessen wir die kalte und windige Gegend wieder Richtung dem wärmeren Norden und flogen über den schön hellblauen Lago Argentino und viele Felder nach Rosario weiter.
Von dort ging es unmittelbar weiter über die grün-blauen Sumpfgebiete des Paraná und die braunen Felder in Paraguay nach Puerto Iguazu, was sich als der bislang landschaftlich schönste Flug herausstellte.
Iguazu
Im Dreieck zwischen Argentinien, Brasilien und Paraguay gelegen ist die Stadt vor allem für ihre Nähe zu den Wasserfällen bekannt. So machten auch wir uns bei feuchten 35 Grad auf in den Regenwald des Parque Nacional Iguazu zu den grössten Wasserfällen des amerikanischen Kontinents. Die Iguazu Wasserfälle überragen die wohl noch berühmteren Niagara Fälle und sind weltweit die zweitgrössten nach den Victoria Fällen in Afrika. Im Museum über den Regenwald- und Artenschutz lernten wir, dass über 2‘000 Pflanzen und Bäume existieren und von einem Baum die Kräuter für den vor allem in Argentinien bekannten Mate-Tee kommen, den praktisch alle Einheimischen trinken. Der Regenwald beheimatet über 80 grosse Säugetiere wie Jaguar, Puma, Ozelot, Ameisenbär oder das grösste Tier in Südamerika, den Tapir. Leider sind vom Paranaese Regenwald, der über die Grenze nach Paraguay und Brasilien reicht, nur noch 60‘000 km2 von ursprünglich 1 Mio. km2 übrig. Die Region wurde vor 700 Jahren vom Guarani Volk entdeckt und danach von Jesuiten besiedelt, bevor im 19. Jahrhundert viele europäische Sieder ankamen, u.a. auch einige Schweizer.
Wir fuhren zum Pier, um dort aufs Boot umzusteigen. Mit diesem kämpften wir uns gegen die starke Strömung auf dem Rio Iguazu hoch zu den Wasserfällen und bestaunten dieses imposante Naturwunder erstmal von unten.
Danach erlebten wir Iguazu, was übersetzt „grosses Wasser“ heisst, hautnah. Wir fuhren unter die Wasserfälle, bis auch der allerletzte auf dem Boot von Kopf bis Fuss nass war. Nach der willkommenen Abkühlung machten wir uns auf den Weg über die Stege zu verschiedensten Aussichtspunkten auf die Wasserfälle. Auf dem oberen Rundweg konnten wir quasi über die Wasserfälle laufen und sahen hautnah, wie das Wasser bis zu 80m über die Felswand senkrecht herabstürzte.
Auf dem unteren Rundweg sahen wir die beeindruckenden Wassermassen von unten und entdeckten immer wieder weggespülte Teile von Brücken oder Wegen. Die starken Wassermassen vom Okt. 2023, die ca. alle zehn Jahre vorkommen, haben auch Teile der berühmtesten Aussichtsplattform „Devils throat“ weggespült, weshalb diese seither nicht mehr zugänglich ist. Stattdessen trafen wir auf den Wegen zahlreiche Tiere wie Nasenbären, Kapuzineraffen und die schlauen Kappenblauraben an.
Viele der insgesamt 275 Iguazu-Wasserfälle liegen auf der argentinischen Seite und zählen damit zum längsten Wasserfall der Welt. Um alle in ihrer vollen Pracht zu sehen, sollte man auch einen Abstecher auf die brasilianische Seite machen. Deshalb verliessen wir tags darauf Argentinien und machten uns mit dem normalen Linienbus auf über die Grenze nach Brasilien.
Fazit
Vor der Einreise nach Argentinien hatten wir wie alle anderen Reisenden auch etwas Geldsorgen. Nicht, weil Argentinien im Moment so teuer ist, sondern wie man am besten an argentinische Pesos kommt. Abhebungen am ATM spucken bei sehr hohen Gebühren keine 100 Franken aus, bezahlen mit der Kreditkarte ist wegen schlechten Umrechnungskursen und teils auch hohen Gebühren nicht von Vorteil. Es blieben nur noch der Geldwechsel im Land selbst und Abhebungen bei Western Union übrig. So nahmen wir noch einige US-Dollar mit und hoben bei Western Union Bargeld zum wohl bestens Kurs ab. Zu unserem Glück und zum Pech von allen Einheimischen verlor der Kurs kurz vor unserer Einreise nochmals 100% und glich sich somit beinahe dem inoffiziellen Strassenkurs „Blue Dollar“ an, den wir auch bei Western Union und mit unserer deutschen Kreditkarte bekamen. Die sowieso schon extrem starke Inflation der letzten Monate und Jahre war um ein Kapitel reicher, wir aber nicht ganz, denn erneut wurden alle Preisschilder in den Restaurants und Supermärkten wieder von Hand angepasst resp. überklebt. Da die grösste Note mittlerweile nur noch Fr. 1 Wert aufweist, werden neue Noten mit Fr. 2 Wert gedruckt, sodass man nicht mehr mit einem ganzen Bündel Geld aus dem Haus muss.
V.a. freitags, wenn die Argentinier den Lohn überwiesen erhielten, sah man riesige Warteschlangen vor den Banken. Die vom Neo-Präsidenten angesprochenen radikalen Umstrukturierungen und die geplante Dollarisierung Argentiniens führt v.a. in den Grossstädten wie Buenos Aires immer wieder zu grösseren Streiks und Demonstrationen.
Wir spürten von all dem praktisch nichts und konnten speziell im Norden Argentiniens wie Könige leben. In den Supermärkten kauften wir qualitativ hochwertiges Rindfleisch für Fr. 5.-/kg und Zopf mit Schweizer Qualität. Beim Weinregal hat man die Qual der Wahl und kriegt ab Fr. 0.70 eine gute Flasche Cabernet Sauvignon oder Malbec aus der Region - unschlagbar!
In den Restaurants ist der Wein nur unwesentlich teurer und man erhält für Fr. 2.- einen halben Liter Hauswein, der gleich teuer ist wie ein Bier oder ein Mineralwasser. Zusammen mit ein paar Empanadas, die man an jeder Strassenecke findet, kann man für Fr. 5.- zu zweit Mittagessen - inklusive Wein versteht sich. Die spanischen Teigtaschen Empanadas oder Salteñas, deren Erfinderin aus Salta stammt, können beliebig gefüllt werden. In Spezialitätenrestaurants stehen bis zu 30 verschiedene Füllungen zur Auswahl: von Guanaco Fleisch über Gorgonzola und Fisch bis hin zu Tomaten.
Auch die in Bananenblätter gewickelten Maistaschen Tamales (mit meist Pouletfüllung) und Humitas (mit meist Käsefüllung) sind wie auch das Chipa Käsebrot sehr verbreitet. Wer lieber Fleisch möchte wie alle Argentinier, findet überall die panierten Milanese Schnitzel mit Käse und Schinken oben drauf statt innen drin, was eine andere Variante von einem falschen Cordonbleu darstellt. Nicht zu vergessen sind natürlich die typischen Asados (BBQ), wo man in einem Parrilla (Grill) Restaurant riesige Steaks bekommt.
Als Dessert dürfen die meist mit Dulce de de Leche (Karamell) gefüllten Alfajores Kekse nicht fehlen. Praktisch zu jeder Tageszeit trinken die Argentinier schon fast zum Zeitvertrieb den Mate-Tee aus ihren speziellen Bechern, bei denen oben immer wieder Wasser nachgefüllt wird.
Generell fühlt man sich im ganzen Land eher wie in Europa als in Südamerika, da Ende des 19. und Anfang des 20. Jh. viele Rumänen, Kroaten und vor allem Italiener nach Argentinien migriert sind und v.a. die Italiener auch die Sprache und Küche mitbrachten. Italienische Restaurants findet man überall und bestellt wird dort auch nicht ein Cerveza, sondern ein Birra wie in Italien. Auch die fast 4-stündige Siesta über die Mittagspause mit geschlossenen Läden haben wohl kaum die Argentinier selbst erfunden.
In einem Monat in Argentinien haben wir längst noch nicht alles gesehen, haben uns aber bewusst auf die Kontraste im Norden und Süden konzentriert und das Zentrum ausgelassen. Auch im Nordwesten gäbe es noch viel mehr zu sehen, jedoch sind dort die Landschaften wie z.B. die Salzwüste ähnlich wie im Norden Chiles oder Süden Boliviens oder die Regenbogenberge wie in Peru. Da der Süden (Patagonien) nur während der Sommermonate gut zu bereisen ist, mussten wir wegen der Hochsaison immer einige Schritte im Voraus planen, uns auf ein Datum fixieren und entsprechende Busse und Hostels früh genug vorbuchen, was etwas mühsam und nicht unsere Art zu reisen war. Hinzu kommt, dass der Süden mehr als doppelt so teuer ist wie der Norden, was aber nur die Hälfte der Schweizer Preise sind, ausser für gewisse Produkte im Supermarkt. In Patagonien weisen die Nationalpärke und Campingplätze wenig bis gar keine Infrastruktur auf, ausser einem Toilettenhäuschen mit Plumsklo. Dafür ist alles kostenlos verglichen zur chilenischen Seite in Patagonien.
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