Marokko 2024

In Casablanca gelandet nahmen wir unser Mietauto, einen kleinen Kia Picanto, entgegen und machten uns auf in den Norden des Landes. Wir umfuhren auf den modernen Autobahnen die nicht sehr sehenswerten Städte Casablanca und Rabat, weil wir bereits die Tage zuvor in Istanbul genug Moscheen besichtigt haben. Übers Land ging die Fahrt weiter über Felder und grüne Wiesen und wir fühlten uns erstmals seit längerer Zeit landschaftlich wieder wie zu Hause.


Chefchaouen und Talassemtane Nationalpark
Chefchaouen im Norden von Marokko liegt nur gerade 70km vom spanischen Festland entfernt. Früher waren viele aus Spanien ausgewiesene Muslime und Juden in die Stadt eingewandert und hatten sich unter das heimische Berber-Volk gemischt. Diese Einwanderungsgeschichte prägte die Architektur der Stadt. Kleine weisse Gassen wie in Spanien mit blau, das vor bösen Blicken schützen soll, dominieren das Stadtbild.


Auch wir schlenderten in der blauen Stadt durch die Medina, die Altstadt.


In den blauen Gassen befinden sich kleine Handwerks-Märkte, wo die Schafwolle noch von Hand gesponnen wird. Nebenan werden Souvenirs in den vielen Shops ausgestellt.


Blaue Bilder und Tontöpfe dominieren das Sortiment.


Oft entdeckten wir wieder eine schöne Seitengasse, die komplett anders aussah.


Wir stapften auf den Hügel neben der Stadt zur spanischen Moschee Jemma Bouzafar hoch, von der wir einen guten Blick auf die Häuser und den Sonnenuntergang hatten.


Auf der Weiterfahrt durch die Dörfer nach Akchour wurden uns duzende Male die Spass-Zigaretten angeboten, denn diese Region ist das Zentrum für den Grasanbau. In Akchour schnürten wir die Wanderschuhe und starteten in den Talassemtane Nationalpark. Den vielen kleinen Wasserfällen und dem Bach entlang wanderten wir durch das grüne Tal.


Hinten im Tal angekommen ragte vor uns der riesige Akchour Wasserfall in die Höhe.


Hier konnten wir sogar hinter die herabtosenden Wassermassen laufen. Danach fuhren wir wieder Richtung Süden durch die Dörfer bis nach Volubilis.

Volubilis, Meknes und Fes
In Volubilis besichtigten wir die archäologische Stätte mit den am besten erhaltenen Monumenten aus der römischen Antike.


Die Stadt wurde 25 v. Chr. gegründet und wurde durch den Export von Getreide, Öl und wilden Tieren für die Arenen in Rom reich. Übrig geblieben sind bis heute zahlreiche schöne Mosaike am Boden in den einzelnen Räumen, von denen nur noch vereinzelte Grundmauern stehen.


Auch die traditionellen Hamam-Bäder sind noch zu erahnen. Das mächtige Eingangstor und der Triumphbogen hingegen veranschaulichen gut, wie gross die Stadt früher mal war.


Etwas weiter südlich liegt Meknes. Durch das mächtige Stadttor betraten wir dessen Altstadt und schlenderten durch die schmalen Gassen.


Meknes war früher einmal die Hauptstadt des Landes, hat aber nicht viel zu bieten. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit, das Stadttor, wird gerade renoviert und ist deshalb verhüllt. So fuhren wir weiter in eine andere ehemalige Hauptstadt Marokkos, nach Fes. Auch diese Stadt weist ein grosses Eingangstor vor, das allerdings in den königlichen Palast, einer der Residenzen des Königs von Marokko, führt.


Das Tor ist denn auch das Einzige, was man als Tourist vom Palast zu sehen bekommt. Wir spazierten durch den schön grünen Boujloud Park zum gleichnamigen blauen Stadttor, das in die Medina führt. Dort schlenderten wir durch die Gassen und bestaunten die kreativen Bilder der Künstler.


Auch die Töpfereien der Handwerker beeindruckten uns.


In der Bou Inania Madrasa, einer der ältesten islamischen Universitäten, wird immer noch unterrichtet und in der einschliessenden Moschee gebetet.


Bereits einige hundert Meter vor den Chouara Gerbereien kam uns ein beissend stinkender Geruch entgegen. In den Gerbereien wird die Tierhaut von Kamelen, Kühen, Ziegen und Schafen in den weissen Becken gewaschen und weicher gemacht.


Dies erfolgt anhand einer Mischung aus Wasser, Salz, Ätzkalk, Kuhurin und Taubenfäkalien - kein Witz. Danach wird das Leder in den braunen Töpfen gefärbt, bevor es an der Sonne getrocknet wird.


Von Hand werden dann diverse Lederprodukte hergestellt, für die Marokko bekannt ist. Giftige Stoffe, die dabei verwendet werden resp. entstehen, sind leider für die Umwelt als auch für die Gerber-Arbeiter sehr schädlich.


Auf dem Weg weiter in den Süden wechselte die Landschaft bald von grün auf braun und wir fuhren über Pässe im frisch verschneiten Atlas-Gebirge.


Danach folgte wieder ein Stück durch die Wüste, bevor wir beim Grand Canyon Marokkos ankamen, der mit Palmen links und rechts vom Fluss geziert ist.


Bald danach tauchten die ersten kleineren Dünen in der Ferne auf und wir erreichten das Dorf Merzouga.


Erg Chebbi Saharadünen
Wir wanderten einem Flusslauf in der Palmen-bewachsenen Oase im Dorf entlang.


Direkt hinter dem Dorf beginnt die rote Erg Chebbi Wüste - grosse durch Wind geformte Dünenlandschaften.


In den heissen Sommermonaten ist die Wüste voll von Touristen. Einige nutzen die Wärme des Dünensandes zur Heilung resp. Linderung rheumatischer Beschwerden, indem sie sich bis auf den Kopf im Sand eingraben lassen. Wir aber stapfen an den Kamelen vorbei über 100m hoch auf die höchste Düne neben der Stadt. Von oben sahen wir in alle Richtungen runter auf den hellbraunen Sand.


Nebenan fuhren die Touristen mit Ski und Snowboard die Dünenhänge runter und mit Quads die Dünen hoch. Seit Jahren hat es anscheinend nicht mehr geregnet, dennoch hat es überall vereinzelte Büsche und Palmen. Danach schwangen wir uns aufs Kamel und ritten in einer Karawane über die Dünen bis in ein Wüstencamp.


Nach dem Sonnenuntergang hinter den Dünen kühlte es merklich schnell ab - eine altbekannte Weisheit in der Wüste.


Wir setzten uns ums Lagerfeuer, hörten den Trommelklängen der Berber zu und observierten den Sternenhimmel über unseren Köpfen.


Nach dem herrlichen Sonnenaufgang hinter dem Camp ging es mit dem Kamel wieder zurück in die Zivilisation. Wir fuhren weiter durch die Wüste Richtung Westen, als plötzlich ein Mountainbikerennen die Hauptstrasse querte.


Unweit davon sahen wir einige wilde Kamele auf Futtersuche bei den dornigen Bäumen.

Todra- und Dades-Schlucht
In Tinghir angekommen bestaunten wir die malerische Landschaft und den Kontrast vom braunen Dorf zu den grünen Palmen.


Wir fuhren in die Todra-Schlucht hinein, in der sich der Farbkontrast nicht änderte. Während am Fusse der Schlucht die grünen Palmen beim Fluss dominieren, ragen links und rechts davon die steilen Felswände mehrere hundert Meter hoch.


Wir schnürten unsere Wanderschuhe und starteten die Wanderung hoch aufs Plateau über der Schlucht.


Auf dem Weg machten wir einen Abstecher auf den Jbel Asstef auf 2‘000m hoch. Von oben hatten wir beste Aussicht über das ganze Tal, in dessen Mitte ein grüner Palmenstreifen zu sehen ist.


Unser Weg wurde plötzlich von einer flinken Schlange und ein paar Bergziegen gekreuzt. Letztere gehören den Berberhirten, die wir unweit davon antrafen. Sie leben mitten im Gebirge und fernab von der Zivilisation in sehr einfachen Steinhöhlen, wie man das eigentlich nur aus früheren Zeiten kennt.


Ein wohl 80 Jahre alter Mann und seine Frau luden uns ein, einen Blick in ihr Zuhause zu werfen. Nebst einem Radio sahen wir nicht viel mehr Luxus in ihren Höhlen. Dies war wohl auch der Grund, wieso sie unsere geschenkten Erdnüsse dankend annahmen.


Jeden Tag laufen sie mit den Eseln ins Tal, um Wasser zu holen. Gekocht wird über dem offenen Feuer mit Holz. Ganz krass - wohl etwas vom Eindrücklichsten, was wir auf der bisherigen Reise gesehen haben.


Einige Kilometer nebenan fuhren wir in die Dades-Schlucht hinein. Auch hier eröffnete sich landschaftlich ein ähnliches Bild wie in der Todra-Schlucht. Unten im Tal ist es grün, rund um den Fluss und darüber prangen die braunen Felsen.


Wegen der kräftig braunen Berge erinnerte uns die Gegend stark an die Landschaft in Cafayate, Argentinien. Wir fuhren die kurvigen Serpentinen hoch, um auch von oben einen Blick in die Schlucht reinzuwerfen.


An der engsten Stelle der Schlucht bleiben nur noch wenige Meter für die Durchfahrt. Wieder zurück im Tal unten bestaunten wir die berühmten Felsformationen „Monkey Fingers“.


Wir wanderten über die grünen Felder und durch den engen Canyon. 


Immer wieder mussten wir unter hinabgestürzten Felsbrocken hindurch.


Im nächsten Ort Kalaat M’Gouna, was übersetzt „Tal der Rosen“ heisst, fand per Zufall das mehrtägige Rosenfest statt. Eröffnet wurde dieses von Tänzern und Trommlern in traditioneller Kleidung. Die rund 400 Tonnen Rosenblüten, welche in den Tagen zuvor von den ca. 4‘000 km Rosenhecken geerntet wurden, wurden hier in Form von verarbeitetem Rosenwasser oder Rosenherzen verkauft.


Wir fuhren ein Stück in ein Seitental hinein und hielten Ausschau nach einigen noch nicht gepflückten Rosenblüten, bevor es weiter nach Ouarzazate ging.


Ouarzazate und Ait Ben Haddou
Die Filmstadt wird auch als Hollywood Marokkos bezeichnet. Hier im Landesinneren herrschen wettertechnisch beste Bedingungen mit immer blauem Himmel und praktisch nie Regen. Zudem ist Marokko relativ günstig, was beste Voraussetzungen für die Filmproduktion sind und deshalb vor 40 Jahren die Altas Filmstudios gegründet wurden.


Wir erhielten eine Führung durch die grössten Filmstudios der Welt, in denen schon duzende Blockbuster verfilmt wurden. Für den Film Kundun wurde wegen des Konflikts zwischen China und Tibet bewusst neutraler Boden ausgewählt und wir fühlten uns im tibetischen Mönchskloster wie vor einem Monat in Nepal.


Oftmals wurden aber keine ganzen Gebäude erbaut, sondern nur die Karton- oder Styropor-Kulisse vorne erstellt und dahinter wird diese relativ billig nur mit ein paar Holzbalken gestützt.


Der Aufbau der Kulissen, die oft nur für kurze Szenen (15-30 Sek.) verwendet werden, dauert meist mehrere Wochen. Ab und zu wird eine Kulisse aber auch für mehrere Filme verwendet oder sie wird dafür mit einer anderen Farbe übermalt. Die beliebteste Kulisse ist die Ägyptische mit einem riesigen Tempel, der für „Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“ erbaut und für „Moses“ wiederverwendet wurde.


Auch die ägyptischen Karnak Tempel und Abu Simbel wurden eindrücklich in Grossformaten nachgebaut.


Nebst Kinofilmen werden auch Werbefilme und Musikclips regelmässig hier gedreht.


Für „Herkules“ wurden die Türen und Fenster extra klein gemacht, damit er im Film gross aussieht. Viele der Kulissen wurden direkt aneinandergebaut, sodass man sich wie in einem anderen Land fühlt, wenn man die falsche Tür rausnimmt. So zum Beispiel bei der griechischen Kulisse von Atlantis, die direkt neben der römischen Kulisse liegt. Auch Gassen wie in Somalia wurden nachgestellt für „Black Hawk Down“.


Weitere bekannte Filme wie „Alibaba und die 40 Räuber“, „Prince of Persia“, „Life of Jesus“, „Ben Hur“, „James Bond - der Hauch des Todes“, „die Mumie“, „die Päpstin“ sowie zwei verschiedene Alladin-Filme wurde in diesem und den zwei anderen Filmstudios nebenan bereits gedreht. Erst kürzlich fand hier das Set für „Gladiator 2“ statt, der im Nov. 2024 in den Kinos erscheint. Neben Filmen wurden auch Serien wie „Prison Break“ und Teile von „Game of Thrones“ hier gedreht.


Mitten in Ouarzazate steht die Kasbah Taourirt, in der schon diverse Filme wie z.B. „sieben Jahre in Tibet“ aufgenommen wurden.


Auch ausserhalb der Stadt gibt es ganz viele schöne Landschaften, in denen schon Szenen für bekannte Filme aufgenommen wurden. So auch in der Kasbah Ait Ben Haddou, die als Kulisse für „Lawrence von Arabien“ diente.


Im alten Dorf leben nicht mehr viele Leute und die Gassen werden heute von Künstlern belebt. Diese zeichnen mit Safran und Zucker Bilder, die danach mit Gas erhitzt werden und somit wunderschöne Kunstwerke entstehen lassen.


Auch die verlassene „Gas Heaven“ Tankstelle, die am Rande einer langen Durststrecke durch die Wüste liegt, diente schon als Filmset.


Nach dieser Exkursion in die Welt der Filme fuhren wir weiter Richtung Küste und legten einen kurzen Stopp bei der riesigen Festung in Taroudant ein.


Danach führten wir die Reise fort ans Meer nach Taghazout.

Taghazout und Essaouira
Taghazout ist das Surfermekka von Marokko.


Auch wir wollten uns versuchen und hielten an der Strassenecke nach einem Guide Ausschau. Dieser liess sich schnell finden und wir schlossen uns einer Gruppe an. Danach schnappten wir uns ein Surfbrett, schlüpften in den Neoprenanzug und spazierten an den Panoramic Beach, der besonders gut für Surfanfänger geeignet ist.


Nach einer kurzen Aufwärmrunde gab es erste Trockenübungen auf dem Brett an Land. Das Paddeln und richtige Aufstehen soll gelernt sein, bevor man im Wasser unnötige Kraft verliert, weil der Sport sowieso schon anstrengend ist.


Nach den ersten Waschgängen im Salzwasser klappte es auch bei uns irgendwann und wir schafften die ersten paar Meter auf dem Brett stehend - teils unter Mithilfe resp. Anschub von unserem Guide. Uns wurde bewusst, dass das Timing und die Balance auf dem Brett eine echte Kunst ist und nicht so einfach ist wie auf dem Skateboard wegen des ständig wechselnden Untergrunds.


Nach einigen kräfteraubenden Stunden mussten wir uns wieder erholen und machten einen Ausflug ins palmenbewachsene Paradise Valley.


Dieses erinnerte uns sofort ans Maggiatal - nicht nur auf Grund der vielen Einheimischen am Wochenende. Auch die Landschaft war zum Verwechseln ähnlich wegen der mit Wasser gefüllten Pools zwischen den Felsen.


Auch wir fanden etwas weiter hinten einen gemütlichen Platz im Bach zum Abkühlen und Entspannen. Der Küste entlang ging es weiter hoch gegen Norden bis zu den Timlalin Sanddünen. Direkt am Meer gelegen stapften wir im feinen Sand die Kreten der Dünen hoch.


Die Reise führte uns weiter in die windige Hafenstadt Essaouira, die vor allem fürs Kitesurfen bekannt ist. Wir aber machten die alte Stadtmauer Skala De La Ville unsicher.


Danach schlenderten wir durch die Altstadt und die Handwerkermärkte.


Hier wird Recycling zum Teil erstaunlich umgesetzt.


Bei der anderen Stadtmauer Skala Du Port im Hafen entdeckten wir die hier bekannten blauen Boote.


Die blaue Farbe wurde früher den Murex Meeresschnecken entnommen und verwendet, um die Boote zu bestrichen. Nebenan im Fischerhafen sahen wir den Fischern zu, wie sie den frischen Fang bestehend aus allen möglichen Meerestieren, wie z.B. auch Stachelrochen, auslegten und sezierten.


Nicht entgehen liessen wir uns im Anschluss den herrlichen Sonnenuntergang von der Hafenmauer aus.


Durch die Monument Valley ähnliche Gegend fuhren wir wieder ins Landesinnere nach Imlil ins Atlasgebirge.


Jbel Toubkal im Atlas Gebirge
Das Dorf liegt mitten im Gebirge und ist Ausgangspunkt für die zweitägige Besteigung des höchsten Berges Marokkos und gleichzeitig ganz Nordafrikas.


Auch wir organisierten uns einen Guide, der hierfür leider Pflicht und eher notwendiges Übel als Vorteil ist. Im Talkegel starteten wir den steinigen Weg und wanderten dem Bach entlang hoch. In diesem floss das viele Schmelzwasser ins Tal hinunter. Immer wieder kamen uns Maultiere entgegen, die Lebensmittel in die Berghütten hochschleppten oder für Touristen Zelte, Schlafsäcke und Kleider.


Wir aber trugen unser Gepäck selbst hoch zur Mouflonshütte auf 3‘200m. Diese und zwei weitere nebenan sind wie SAC-Hütten in der Schweiz ausgestattet und entsprechend luxuriös mit Heisswasser und Halbpension.


Nach einer erholsamen Nacht sassen wir um 4 Uhr in der Früh bereits wieder beim Frühstück, um anschliessend im Licht der vielen Stirnlampen den Weg hoch übers Geröll zu starten. Es ging an den letzten Schneefeldern des Winters vorbei und wir zogen Schicht um Schicht mehr an.


Hatte es vor zehn Tagen noch -13 Grad, waren wir froh, dass die Temperaturen trotz starkem Wind bereits wieder über dem Gefrierpunkt waren. Nach 2.5h Aufstieg erreichten wir den Gipfel des Jbel Toubkal auf 4‘167m, auf dem wir wegen der vielen Wolken leider keinen wirklichen Sonnenaufgang sahen.


Der Blick runter ins braune Tal hingegen entschädigte für den Aufstieg.


Zurück im Tal fuhren wir weiter ins nahegelegene Marrakech.

Marrakech und Ouzoud Wasserfälle
Marrakech bedeutet in der einheimischen Berbersprache „heilige Erde“ oder „Erde von Gott“. Die Stadt wird aber auch als „pinke Stadt“ bezeichnet, was wir nach dem Bummeln durchs jüdische Quartier Mallah bestätigen können.


In vielen Gassen dominiert die Farbe Lachs-rosa die Gebäude, von denen eine Vielzahl grosse Risse aufweist. Einige müssen gar gestützt werden, damit sie nicht einstürzen wegen des verheerenden Erdbebens vor acht Monaten mit dem Epizentrum unweit von Marrakech.


Davon betroffen ist auch der Bahia Palace, der von aussen auseinanderfällt und vor dem sich nun am Auffahrtswochenende lange Warteschlangen bildeten. Dafür statteten wir dem El Badi Palast einen Besuch ab.


Dieser wurde zum Empfang von Gästen erbaut, später aber um das wertvolle Material wie die Mosaike beraubt, das in andere Paläste eingebaut wurde. Übriggeblieben sind die ehemaligen Gasthäuser mit dem schönen Mosaikboden.


Im unterirdischen Labyrinth des Palastes lernten wir einiges über Marrakech und über Aghmat, eine ehemalige Berberhandelsstadt ausserhalb von Marrakech.


Über diese Stadt und den Djemaa El Fna, den zentralen Marktplatz in Marrakech, wurden im 16. Jh. die Waren von Europa nach Afrika transportiert.
Auch wurden Hinrichtungen vollzogen und die aufgespiessten Köpfe zur Schau gestellt. 
Heutzutage ist der Platz das Herzstück von Marrakech, weil er die Bewohner der Medina mit den Auswärtigen verbindet und am Abend von Einheimischen und Touristen zum Leben erweckt wird.


Wir fühlten uns im wilden Treiben wie auf einem grossen Jahrmarkt mit viel traditioneller Musik und Tanz. Zwischendrin wurde auch das uns bekannte Angel-Spiel, Glücksspiele um Geld und sogar Abschläge auf einem Minigolfteppich angeboten.


Unweit davon liegt die aus Lehm und Sandstein erbaute Koutoubia-Moschee.


Die grösste Moschee der Stadt ist anders als viele andere Moscheen in der Innenstadt völlig freistehend von anderen Gebäuden und nur von Gärten und Palmen umgeben.


Leider muss man im touristischen Marrakech vielerorts 10-20€ Eintritt bezahlen, so auch in die zwei bekanntesten Pärke, was uns etwas durch den Strich ging. Wir fanden es sowieso viel interessanter, durch die Märkte zu schlendern, denn die ganze Stadt ist quasi ein riesiger Markt.


In den engen Gassen der Altstadt werden in den Souks überall andere Produkte angeboten.


Im Semmarine-Souk betrachteten wir verschiedenste Textilien wie Teppiche und Tücher, während im Souk El Haddadine die Schmiede Metallprodukte wie Laternen fertigten.


Der Souk Cherratine wiederum ist für die Vielzahl an Lederprodukten bekannt.


Zu den bekannten Lederprodukten zählen auch die traditionell marokkanischen Babouches Lederschuhe.


In den anderen Souks findet man überall duzende Juweliere und Gewürzhändler.


Auch Produkte aus Holz, Glas, Keramik oder Stroh werden vielerorts angeboten.


Wie in Fes liegt auch in dieser Altstadt eine Medersa, eine islamische Universität, in den rosaroten Gassen.


In Richtung Osten verliessen wir die hektische Stadt wieder und fuhren ein letztes Mal an den Rand des Atlasgebirges nach Ouzoud. Hier liegen die mit 110m höchsten und gleichzeitig wasserreichsten Wasserfälle Marokkos. An der Oberkante der Wasserfälle spazierten wir über die künstlich geleiteten Wasserströme. Verteilt wird das Wasser auf mehrere kleinere Bäche, die danach über mehrere Kaskaden und zwei Stufen über die roten Felsen in den Talkegel herunterströmen.


Mit den kleinen Bambusbooten, dem schönen Regenbogen und dem Sprühnebel sah es auch vom Fusse der Wasserfälle traumhaft schön aus.


In die andere Richtung vom Tal dominiert das Grün und oben beim Aussichtspunkt trafen wir einige zum Teil sehr dicke und gut gefütterte Berberaffen an.


Nach diesem letzten Stopp fuhren wir wieder zurück durch den tiefen Canyon und die farbigen Felsformationen nach Casablanca.


Nach einer letzten Nacht in einem Palast und etwas Erholung am Pool polierten wir unser sandiges Mietauto wieder auf Hochglanz und radierten einen grösseren Kratzer weg, bevor wir es am Flughafen abgaben.


Danach flogen wir mit Zwischenstopps in Kairo und Johannesburg in das südliche Afrika nach Botswana weiter.

Fazit
Marokko ist eines der abwechslungsreichsten Länder, die wir bisher bereist haben. Mit einer langen Küste, mehreren Wüsten, grünen Landschaften und hohen Bergen bietet das Land die perfekte Abwechslung und somit auch für fast jeden Geschmack etwas. Sehr abwechslungsreich waren auch die Temperaturen im grossflächigen Land. Zu Beginn (Ende April) hatten wir eher europäisches als afrikanisches Wetter. Eingekleidet mit langen Hosen und dicken Jacken froren wir des Öfteren bei rund 10 Grad, wurde verregnet und sind über Pässe gefahren, auf denen nebenan frischer Schnee von vergangener Nacht lag. Gegen Ende der Reise (Mitte Mai) waren es dann aber über 30 Grad im Landesinneren. Kaum vorzustellen, wie es im Hochsommer sein soll, wenn die meisten Touristen kommen.
Aber nicht nur bei den tiefen Temperaturen liefen viele einheimische Männer wie „Hippigspänstli“ in den traditionellen, langen Kaputzenmänteln herum, sondern auch bei strahlendem Sonnenschein um sich vermutlich vor der Sonne zu schützen.


Die Frauen trugen traditionelle Strohhüte und oft ein Kopftuch, da die gesamte Bevölkerung praktisch ausnahmslos muslimisch ist. Im Gebirge leben vielerorts noch Berber, die wir als freundlich empfanden. Die Araber in den Städten sind nicht das freundlichste Volk. Mehrmals wurde uns ohne Grund Schimpfwörter nachgerufen - so schlimm haben wir es nicht mal in Indien erlebt. Viele Einheimische wollten Geld fürs Zeigen des Weges zum Hostel. Auch die Kinder waren teils ganz frech und mühsam, wenn sie einem belagerten. Vielleicht hatten wir auch einfach Pech, weil sie gerade Schulferien hatten und so nicht genug beschäftigt waren.
Gesprochen wird hauptsächlich arabisch und die Berber haben auch ihre eigene gleichnamige Sprache. Dies machte es für uns gar nicht so einfach, die Schilder auf den Strassen zu entziffern.


Dank der französischen Kolonialzeit ist fast alles auch noch auf Französisch angeschrieben, was uns auch die Kommunikation erleichterte. Im Norden des Landes waren wir mit Spanisch besser bedient aufgrund der Nähe zum europäischen Festland. Dieser Sprachenmix von Spanisch und Französisch ergibt, dass vor allem die Kellner in den Restaurants als wahre Sprachtalente gelten, denn viele sprechen neben diesen Sprachen und ihrer arabischen Muttersprache auch noch Englisch und Italienisch auf Grund der Touristen. Das Essen in den Restaurants war stets sehr lecker und die Spezialitäten des Landes sind an jeder Strassenecke verfügbar. Allen voran Tajine, ein gesunder Eintopf aus Kartoffeln, Hühnchen, Karotten und Zucchetti. Gekocht wird dieser in einem Tontopf über dem Feuer und danach strodelnd an den Tisch gebracht.


Die Einheimischen schleppen die Töpfe sogar an Wochenendausflügen in die Natur mit, wie bei uns Cervelats grilliert werden. Auch Couscous und Brochette Fleischspiesse sind überall verfügbar. Regionale Spezialitäten wie Köfte, eine Art Hackfleischbällchen, als auch die oben erwähnten Menüs gibt es bereits ab Fr. 5. Das Frühstück, das in den Hostels meist inkludiert war, bestand praktisch immer aus Fladenbrot, Konfitüre, Honig, Ei, Joghurt, Oliven und Frischkäse. Letzteren findet man in den grossen Supermärkten wie dem Carrefour in duzenden Regalen und in den verschiedenstem Geschmäckern, Marken und Packgrössen.


Getrunken wird in Marokko zu jeder Tageszeit ein hausgemachter Tee mit frischen Kräutern, der dann von möglichst hoch oben ins kleine Glas herunterplätschern sollte. Somit kommt mehr Sauerstoff dazu und der Geschmack wird intensiver, wurde uns gesagt.


Wer gerade keine Lust auf Tee hat, findet praktisch überall frisch gepressten Orangensaft, weil es die Früchte zu Hauf im Land gibt.


Deshalb werden auch vielerorts zum Dessert frische Orangenschnitze aufgetischt.
In den Grossstädten sind die „Subway“-Wagen auf der Strasse beliebt, in denen man sein eigenes Sandwich zusammenstellen kann.
Ähnlich wie in der Südtürkei sind wohl wegen der geografischen Nähe zu Europa und den vielen europäischen Touristen viele Preise in Euro angeschrieben, so auch bei der Buchung von Hostels. Die Zimmer sind mit rund Fr. 15 sehr preiswert, dafür bekommt man praktisch überall aber nur sehr schlechtes WLAN. Ausserhalb der Hostels wurden wir in den Gassen zu unserem Erstaunen viel weniger oft von aufdringlichen Verkäufern angesprochen oder belagert als erwartet - mit Ausnahme von Marrakech. Sahen wir bisher in Südamerika und Asien auf den Strassen vor allem streunende Hunde, waren es in Marokko unzählige Katzen.


Uns wurde gesagt, dass viele muslimische Marokkaner keine Hunde, sondern Katzen und Schildkröten als Haustiere halten.
Marokko ist ein ausgezeichnetes Land, um mit dem Mietauto zu erkunden. In den drei Wochen in Marokko haben wir sehr viel vom Land gesehen, aber immer noch nicht alles. Einzig vor Radarkontrollen, die alle paar Kilometer stattfinden, muss man sehr gut acht geben. Auch wir wurden zweimal erwischt, jedoch war die Polizei sehr gnädig und hat uns wieder springen lassen, obwohl wir bereits im Polizeiwagen sassen und das Bussgeld auf den Tisch gelegt hatten. Damit man die verschiedenen Regionen und Landschaften im riesigen Land sieht, muss man relativ lange Distanzen fahren. Es gibt nicht viele Städte im Land, in denen man unbedingt längere Zeit bleiben muss. Deshalb haben wir an den meisten Orten nur 1-2 Nächte verbracht, sodass in den 20 Tagen mit dem Mietauto stattliche 3‘057 Kilometer zusammengekommen sind. In den marokkanischen Grossstädten sind viele  Einheimische wie bei uns in Zürich mit teuren Autos unterwegs. Auf dem Land hingegen ist nach wie vor der Esel oder der Eselwagen das bevorzugte und günstigste Fortbewegungsmittel.


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