Chile 2023

San Pedro de Atacama
Nachdem wir die wohl strengste Einreisekontrolle in Südamerika (alle Lebensmittel sind verboten) überstanden hatten, erreichten wir nach kurzer Fahrt San Pedro in der Atacama Wüste. In der trockensten Wüste der Welt hat es seit zwei Jahren nicht mehr geregnet. Weil es sommerlich heiss war, verzichteten wir aufs Velofahren und mieteten uns zum Erkunden der Gegend einen Toyota Hilux, der nur leicht teurer war als ein E-Bike. Nach einer kurzen Testfahrt zur Festungsanlage Pukara de Quitor fuhren wir zum Aussichtspunkt Likan-Antay hoch, wo wir ein erstes Mal auf die rot-braune Landschaft sahen.


Danach ging es ins darunter gelegene Valle de la Luna. Das 33 Mio. Jahre alte, vegetationslose Gebiet erinnert an die Oberfläche des Mondes und erhielt deshalb seinen Namen. Wir wanderten auf die Sanddüne Mayor hoch, von wo aus wir eine super Aussicht auf die Mondlandschaft hatten.


Beim Aussichtspunkt Achaches sahen wir auf die Toblerone-Landschaft und auf das Amphitheater nebenan.


Im Mondtal gibt es sogar eine kleine Salzmine, in der früher mit Dynamit Löcher gesprengt wurden, um die Mineralien und das Salz abzubauen. Heute noch prägt die schneeweisse Oberfläche die Landschaft rund um die Salzformation „drei Marien“, die durch Erosion entstanden sind.


Pünktlich zum Sonnenuntergang fuhren wir wieder zum Piedra del Coyote hoch, um die bezaubernde Abendstimmung wie auf einem anderen Planeten zu geniessen.


Nach der aufregenden Fahrt über wellblechartige Sandpisten und durchs Fahrverbot erreichten wir den Magic Bus. Beim ausrangierten Bus mitten in der Wüste fühlten wir uns wie im Film „Into the Wild“.


Wir fuhren weiter in den Süden zur Laguna Cejar, die am Rande der Salzwüste liegt. Dort spazierten wir zur Laguna Piedra rüber, die für ihren hohen Salzgehalt bekannt ist und es somit ermöglicht, auf dem Wasser zu schweben wie im toten Meer.


Wegen des praktisch immer guten Wetters in der trockenen Wüste herrschen ideale Bedingungen für die Sternenbeobachtung etwas ausserhalb des Dorfes. Kurz vor Weihnachten genossen wir dann endlich den ersten Glühwein, bevor wir einiges über den Sternenhimmel lernten. Die Planeten schimmern wegen den unterschiedlichen Temperaturen in verschiedenen Farben von blau über rot bis hin zu weiss.


Zuerst sahen wir einige Sternbilder, den hellsten Stern Sirius und Planeten von blossem Auge und wagten uns danach an die riesigen Teleskope. Wir blickten in eine Galaxie, die 16‘000 Lichtjahre entfernt ist und zum Sternhaufen der sieben Schwestern (auch ein paar mehr dank des Glühweins davor). Beim Jupiter sahen wir die Monde, beim Saturn die Ringe und dann natürlich im Valle de la Luna auch noch den Mond im Grossformat mit seiner kraterdurchzogenen Oberfläche.


Wir mussten die Teleskope jede Minute wieder verschieben, da sich der Nachthimmel - speziell die Planeten - viel schneller bewegen, als wir dachten. Fürs erste verliessen wir Chile wieder, um die Zeit über die Festtage und Neujahr im viel günstigeren Argentinien verbringen zu können. So starteten wir die Tagreise im Bus nach Salta…

Puerto Natales und Torres del Paine Nationalpark
Von Ushuaia in Argentinien her kommend reisten wir ein zweites Mal über Land nach Chile ein, diesmal ganz im Süden des Landes. Nachdem wir an der Grenze vom Winde verweht wurden, kam kurz danach der Starkregen. Wiederum einige Minuten später schien bereits wieder die Sonne. So schnell kann das Wetter in Patagonien drehen - alle vier Jahreszeiten an einem Tag. Wir stiegen auf die Fähre um, um die Überfahrt durch die Magellanstrasse zu meistern. Der Seeweg zwischen Feuerland und dem Festland wurde nach dessen Entdecker Ferdinand Magellan benannt und dient heute noch als wichtige Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik.


Unter uns sprangen in den Wellen die Pinguine und Commerson „Panda“ Delfine hoch. Vorbei an rostigen Schiffswracks, Geisterstädten und umgewindeten Containerhäuschen ging die Fahrt weiter nach Punta Arenas. Nach einer Nacht, einem kurzen Stopp am Hafen und dem zentralen Platz merkten wir, dass die Stadt am Freitagabend und Samstagmorgen praktisch ausgestorben ist und es nicht viel zu entdecken gibt.


Wir nahmen den Bus weiter nach Puerto Natales, wo wir uns für die nächsten Tage ein Zelt, Campingkocher, Schlafsäcke und einen Mietwagen liehen. Somit waren wir flexibel und mussten nicht wie viele andere, die den berühmten W- oder O-Trek machten, die Campingplätze sechs Monate im Voraus reservieren. Wir fuhren los in den vielleicht berühmtesten Nationalpark in Südamerika, den Torres del Paine. Wegen der kürzlichen Änderung des Ticketsystems per Anfang Jahr und der fehlenden Internetverbindung liessen uns die lieben Ranger auch ohne Ticket in den Park rein und weiter zum Campingplatz Pehoé. Am schönen, gleichnamigen See gelegen hat unser Zelt die erste windige Nacht dank vorinstalliertem Windschutz standgehalten. In Pudeto stiegen wir auf den Katamaran um, der uns beim immer noch sehr starken Wind auf die andere Seeseite zum Zeltplatz Paine Grande brachte.


Nachdem wir unser Zelt zwischen allen anderen Fixzelten aufgestellt hatten, liefen wir die erste Etappe im Westen des berühmte W-Treks los. Schnell wurde uns klar, dass die Bäume hier wegen des permanenten Winds sogar jetzt im Sommer keine Blätter mehr haben resp. abbrannten wegen Feuern von Wildcampern.


Neben den kalen Landschaften liefen wir aber auch durch Sumpfgebiet, grüne moosbewachsene Wälder und dem schönen Lago Grey entlang zum gleichnamigen Camp.
Dahinter sahen wir das erste Mal auf den imposanten Grey-Gletscher, liefen aber noch ein Stück weiter über zwei Hängebrücken zum Mirador Grey.


Hier waren wir auf gleicher Höhe mit dem Gletscher, dessen 300km langen Eismassen als Südpatagonisches Eisfeld bezeichnet werden und bis weit über El Chalten in Argentinien ragen.


Nach über 33km erreichten wir relativ müde unseren Zeltplatz wieder. Auf der anderen Seite des Pehoé Sees, der wegen dem Gletscherwasser und den Sedimenten hellblau-türkis schimmert, liegt malerisch ein Hotel auf einer Insel. Wer dem Wind auch auf dem Weg hoch zum Condor Aussichtspunkt trotzt, wird oben mit einer sensationellen Aussicht auf den Pehoé See und die dahinter auftürmenden Berge belohnt.


Beim eigentlich geschlossenen Zugang zum Salto Grande Wasserfall herrschten Windgeschwindigkeiten von über 120 km/h, weshalb wir verständlicherweise und vernünftig wie wir sind die tosenden Wassermassen (100 Kubikmeter pro Sek.) nur ganz kurz bestaunten.


Bei den diversen Aussichtspunkten am Lago Nordenskjöld hielten wir immer wieder Ausschau nach Pumas, da der Park die weltweit höchste Pumadichte aufweist. Erwartungsgemäss blieb uns das Pech resp. Glück erspart und wir sahen dafür Herden von Guanacos, die sich gegenseitig anspuckten.


Nach einer kurzen Nacht auf dem Camping Las Torres Central wanderten wir um 4 Uhr in der Früh im Lichtkegel der Stirnlampe los, als noch nicht mal die Sonne wach war, sondern erst einige Feldhasen. Am Chileno Camp vorbei liefen wir die letzten Meter über das steile Geröllfeld hoch zur Gletscherlagune Torres, von wo wir beim berühmten Aussichtspunkt Base de las Torres die steilen Gipfel von nahem bestaunten.


Bald schon kam die Sonne hervor und erleuchtete die drei Gipfel Süd, Central und Nord, wobei die Erstbesteigung von Letzterem erst 1957 erfolgte und immer noch als eine der schwierigsten Routen gilt. Noch vor all den Touristenmassen auf dem wohl berühmtesten Wanderweg in ganz Patagonien machten wir uns auf den Rückweg und beobachteten eine Guanacoherde beim Überqueren des Flusses.


Beim tosenden Wasserfall Cascada del Paine wurden wir wie am Vortag wieder komplett vom Winde verweht.


Wir fuhren an der schönen Laguna Amarga und ein paar Straussen vorbei wieder aus dem Park und nahmen auf dem Rückweg nach Puerto Natales noch zwei Auto-stoppende Bauarbeiter mit. Nach etwas Sightseeing an der Promenade bei dem fliegenden Paar „Amores de Viento“ und der aus dem Boden herausragenden Riesenhand stiegen wir wieder in den Bus ein und verliessen Chile nun definitiv über die Grenze nach El Calafate in Argentinien.


Fazit
Insgesamt waren wir nur rund 1.5 Wochen in Chile, je ein kurzer Abstecher ganz im Norden und ganz im Süden in Patagonien. Wir haben uns diese Gegenden bewusst ausgesucht, da sie auf der Standard-Reiseroute zwischen Bolivien und Argentinien resp. in Patagonien auf der Verbindungsstrecke zwischen den argentinischen Städten Ushuaia und El Calafate liegen. Chile hätte auch im Zentrum noch einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, die aber im längsten Land der Welt nur mit sehr langen Busfahrten oder Inlandflügen zu erreichen sind. Im Norden von Chile rund um San Pedro gibt es theoretisch noch viele weitere Sehenswürdigkeiten wie heisse Quellen, Salzwüsten oder Seen mit Flamingos, die aber alle sehr ähnlich sind wie jene im bolivianischen Uyuni-Gebiet, jedoch dreimal so teuer. Allgemein ist Chile wohl das teuerste Land in ganz Südamerika. Im Torres del Paine Nationalpark werden unchristliche Preise von 150.- Fr. für ein Bett im Schlafsaal verlangt. Hinzu würden dann noch 28.- Fr. für ein Morgenessen oder 50.- Fr. für ein Abendessen kommen, alles für eine Person wohlbemerkt. Zum Glück haben wir uns bereits in Puerto Natales ein Zelt gemietet, anstatt eines der ebenfalls überteuerten Fixzelte auf den Zeltplätzen. Nichtsdestotrotz bezahlten auch wir immer noch 35.- Fr. pro Person lediglich für einen Stellplatz, was sich wegen der vorgängigen Reservation als doppelt so hoch herausstellte. Diese „Abzocker“-Mentalität gefiel uns gar nicht, obwohl wir verstehen können, dass die Saison in Patagonien nur knapp ein halbes Jahr dauert und wir in der Hochsaison im Januar deshalb höhere Preise bezahlten. Auch in den Supermärkten werden für gewisse Lebensmittel Schweizer Preise verlangt, wie auch in den Restaurants und für Busfahrten. Den spanischen Akzent der Einheimischen im Norden haben wir kaum verstanden, obwohl es gleich neben Bolivien mit dem sehr klaren Spanisch liegt. Interessanterweise wurde ein Auto auch in Spanisch plötzlich wieder als Auto bezeichnet sowie ein Kuchen als Kuchen. Die einzige Spezialität, die wir fanden und auch probierten, war das Ess-Getränk „mote con huesillo“, das sehr gewöhnungsbedürftig schmeckte.


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